Weihnachtszeit = Reisezeit! Die letzten Tage des Jahres rund um Weihnachten und den Jahreswechsel nutzen viele Menschen, um die Familie und Freunde zu besuchen. Die Koffer sind gepackt, der Song “Driving home for Christmas” klingt in den Ohren. Für einige Strecken, insbesondere bei weiteren Entfernungen, ist die Bahn das Verkehrsmittel der Wahl – vorausgesetzt natürlich, die Züge fahren planmäßig.
Diesen Kurzbeitrag widmen wir allen, die gerade im überfüllten Zug in Richtung Heimat oder Familie und Freunden sitzen, oder aber frustriert an einem der leider sehr vielen unansehnlichen Bahnhöfe der Verzweiflung nahe auf einen Anschlusszug warten.
Der Bahnhof ist das Entrée der Stadt und der erste Eindruck, wenn die Reise am Zielort endet – und sollte als solcher auch architektonisch ansprechend sein. Wir haben einige europäische Bahnhöfe herausgesucht, die für alle Architekturliebhaber eine (Bahn-)Reise wert sind.
In diesem ersten Teil stellen wir Ihnen “Antwerpen-Centraal” vor, den Hauptbahnhof Antwerpens. Tauchen Sie ein in historische und moderne Architektur und entdecken Sie Bahnhöfe in Europa, in denen das Warten auf die Abfahrt für den ein oder anderen vielleicht sogar eine ganz willkommene Auszeit ist.
Antwerpen-Centraal: Der Hauptbahnhof in Antwerpen – historisches Juwel
Es fühlt sich ein wenig so an, als sei man als Zauberei-Schüler an seinem ersten Tag an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei angekommen, wenn man die Bahnhofshalle von Antwerpen-Centraal betritt und die großen Treppen erblickt. Eigentlich fehlt nur noch, dass sie urplötzlich die Richtung wechseln oder ein Troll durch die große Halle marschiert.
Den Vergleich mit der Zauberwelt hört und liest man häufiger – und tatsächlich hat der Bahnhof etwas “Magisches”.
Hauptbahnhof Antwerpen – Architektur & Geschichte
Der Hauptbahnhof Antwerpens, ursprünglich 1905 eröffnet, wurde von Louis Delacenserie (auch “de la Censerie”) entworfen, einem belgischen Architekten. Er wirkte unter anderem bei Umbauprojekten in Brügge.
Der Hauptbahnhof von Antwerpen gilt als ein wahres Meisterwerk der Architektur, das die Geschichte der Stadt widerspiegelt und Besucher mit seiner Schönheit und Größe beeindruckt.
Die Geschichte des Hauptbahnhofes in Antwerpen
Der Bau des Bahnhofs in seiner heutigen Form begann im Jahr 1899 und erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte. Der Architekt Louis Delacenserie entwarf das ursprüngliche Konzept, das auf dem Prinzip der Eklektik basierte, eine Mischung verschiedener architektonischer Stile. Ein Meilenstein war die Eröffnung im August des Jahres 1905.
Mitte des 20. Jahrhundert gab es einen tragischen Zwischenfall: 1957 wurde ein Fahrgast von einem herabfallenden Stein getroffen, der bauliche Zustand des Bahnhofes war schlecht. So sehr, dass man in den 1960er Jahren überlegte, den Bau abzureißen. Seit 1975 steht der Bahnhof allerdings unter Denkmalschutz. 1986 begannen umfangreiche Restaurationsmaßnahmen.
In den Jahren zwischen 2000 und 2009 verdoppelte man die Kapazität der Eisenbahnhalle, dafür entstanden neue, unterirdische Ebenen. Vor den Umbaumaßnahmen mussten die Züge in den Bahnhof ein- und anschließend wieder ausfahren. Dank eines Eisenbahntunnels, der 2007 eröffnet wurde, können sie heute zwischen dem Bahnhof und dem Norden der Stadt durchfahren.
Antwerpen Centraal – die “Eisenbahnkathedrale”
Die Bewohner der Stadt Antwerpen nennen den Bahnhof auch “Spoorwegkathedraal” – auf deutsch “Eisenbahnkathedrale”. Was ein durchaus passender Begriff ist, sind Kathedralen doch oft prachtvolle und eindrucksvolle Bauten. Auch die prägnante Kuppel, auf die wir später noch einen genaueren Blick werfen, trägt zu diesem Eindruck bei.
Der Bahnhof von Antwerpen ist eine Ode an die Architektur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Fassade vereint gotische, barocke und Renaissance-Elemente zu einem eindrucksvollen Gesamtbild.
Diashow: Stahl und Glas im Bahnhof Antwerpen
Der massive Betonbau wird ergänzt von einer eindrucksvollen Bahnsteigüberdachung mit einer auffälligen, roten Stahlkonstruktion. Diese Bahnsteigüberdachung wurde zwischen 1895 und 1899 vom belgischen Ingenieur Clement van Bogaert entworfen. Die Überdachung hat eine Länge von 186 Metern, 66 Meter Breite und eine Höhe von 43 Metern, die aufgrund der damals üblichen Dampflokomotiven gewählt wurde.
Die Kuppel im Bahnhof – das Pantheon in Rom als Vorbild
Den höchsten Punkt von “Antwerp Centraal” findet man allerdings an einer anderen Stelle.
Mit 75 Metern Höhe bildet eine große Kuppel den höchsten Punkt. Die Idee dieser Kuppel als zentrales Element des Bahnhofs wurde von der Architektur Roms inspiriert: das Pantheon in Rom diente als Vorbild. Louis de la Censerie integrierte diese römische Ästhetik in das Design des Bahnhofs, was einen besonders prachtvollen Eindruck vermittelt.
Sicherlich ist das auch einer der Gründe, weshalb der Bahnhof sich so großer Beliebtheit erfreut. Schon mehrfach wurde Antwerpen Centraal unter die schönsten Bahnhöfe der Welt gewählt, unter anderem von “The Telegraph” und “Newsweek”.