Die (er)lebenswerte Stadt #1 – Interview mit Unternehmer Andreas Steinbauer zur Entwicklung unserer Städte (Wiesbaden)

Unsere Innenstädte unterliegen seit jeher einem ständigen Wandel, das ist nicht erst seit Corona der Fall. Seien es Änderungen im Konsumverhalten oder aufkommende (bzw. endende) Trends – ein Stadtbild lebt und wird sich an Bedürfnisse und Interessen anpassen.
Dabei ist natürlich nicht alles negativ zu betrachten: es entstehen etwa neue Geschäftsmodelle, die über Online Kanäle den lokalen Handel geschickt einbinden. Dieser hat, für sich alleine betrachtet, oftmals gar nicht die Möglichkeiten, Zeit oder finanziellen Mittel, um in dem Umfang potentielle Kunden zu erreichen, wie es eine Plattform beispielsweise schaffen kann.
„Innenstadt“ darf aber nicht gleichgesetzt sein mit Konsum – Aufenthaltsqualität muss entstehen, sodass es attraktiv wird (oder bleibt) der Stadt einen Besuch abzustatten und an dazu einladenden Plätzen zu verweilen.
Mit dem Wiesbadener Unternehmer Andreas Steinbauer haben wir über die Entwicklungen in der hessischen Landeshauptstadt gesprochen.

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Andreas Steinbauer

Ich bin Geschäftsführer und Gesellschafter der Steinbauer Immobilien GmbH. In weiteren Tätigkeiten auch der Steinbauer Travel, Vorsitzender des Wirtschaftsrates Deutschland und zusätzlich Vorsitzender der Sporthilfe Wiesbaden, die sich mit verschiedenen Veranstaltungsformaten beschäftigt.

Durch Ihre Tätigkeit im Bereich Immobilien kennen Sie die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden sehr gut.
Wir wollen heute über Stadtentwicklung sprechen. Was können Sie zum Thema Leerstand vor und nach Corona hier in Wiesbaden aus Ihrer Erfahrung berichten?

Als Unternehmer mit 36-jähriger Berufserfahrung im Immobilienbereich beobachten wir natürlich jetzt auch von Seite der Steinbauer Immobilien GmbH aus die Innenstadt mit sehr klarem Blick. Die Zeiten vor Corona waren im Grunde genommen so, dass wir ein relativ homogenes Stadtbild hatten, auch was die Einzelhandels-Infrastruktur und die Gastronomie anging und was auch sonstige Geschäfte betraf, die nicht unbedingt dem Handel und der Gastronomie zuzuordnen waren.

Nach Corona, beziehungsweise befinden wir uns ja aktuell noch in der Coronazeit, stellen wir leider eine deutliche Reduzierung der Handelsflächen durch Leerstand fest. Wir haben viele Geschäfte, die aufgegeben haben, nicht nur nationale oder lokale Einzelhändler, sondern auch internationale Einzelhandelsunternehmen. Das gleiche gilt auch für den gastronomischen Bereich, der aber erstaunlicherweise entgegen unserer Erwartungen nach wie vor eine relativ hohe Stabilität in der Innenstadt hat. Wir werden, denke ich, gerade was das Thema Handelslandschaften betrifft, doch deutliche Veränderungen in den nächsten Monaten haben.

Das, was ich vor einigen Monaten schon in verschiedenen Veranstaltungsformaten gesagt habe, gilt nach wie vor. Die Handelsgeschäfte oder Einzelhändler, die nach dem 31.12.2021 die Krise überleben, werden unserer Einschätzung nach durchhalten und auch langfristigen Bestand haben. Große Ketten werden ihre Formate verändern, das heißt also auch Flächen verändern. Deutliche Flächenreduzierungen werden wir kurz-, mittel- und auch langfristig noch sehen. Die gastronomischen Bereiche sehen wir relativ stabil. Wir haben auch in Wiesbaden einige Neueröffnungen, die jetzt gerade anstehen, sodass wir hier gegenwärtig keine weiteren harten Einschläge zu erwarten haben. Und das wird die Zeit jetzt noch in der aktuellen Pandemiephase und danach zeigen, wie sich die Innenstadt weiter entwickelt.

Man sagt häufig, wenn in der Innenstadt, einer Gasse oder einer Einkaufspassage die Zahl der Handy-Läden, Ein-Euro-Shops und Billigketten zunimmt, ist das ein deutliches Warnsignal und auch eine Gefahr, dass immer weniger Besucher diese Straßen besuchen. Andererseits steigern auch bekannte Marken und Ketten nicht unbedingt die Attraktivität der Einkaufsregion.
Das sieht man ja zum Beispiel in Frankfurt auf der Zeil. Aber bei hohen Mieten in Toplagen können nur noch die große Marken diese Flächen überhaupt bezahlen. Wo liegt da ein „Optimum“ beziehungsweise wie erreicht man die gesunde, harmonische Mischung zwischen Marken und lokalen, regionalen Anbietern?

Das Optimum wäre fifty-fifty. Wir haben momentan nach wie vor noch Zahlen der filialisierten Einzelhändler von über 80 Prozent, deutlich über 80 Prozent. Das gilt übrigens auch für die gastronomischen Bereiche, die auch hier nicht zu vernachlässigen sind.

Was wir momentan mit Sorge betrachten, sind die „Späties“…

Andreas Steinbauer


Sie haben eben das Thema schon angesprochen, wir haben in der Vergangenheit natürlich das Thema Ein-Euro-Läden und Mobiltelefonie-Shops gehabt. Diese Entwicklung gab es immer schon. Es gab auch die Entwicklung, da hatten wir eine Zeitlang eine extrem hohe Anzahl an Sonnenstudios und ähnlichen Themen, die auch in der Innenstadt waren. Was wir momentan mit Sorge betrachten, sind die „Späties“, sprich die Zigarettenläden, die aber mehrheitlich eigentlich alkoholische Getränke, natürlich auch alkoholfreie, verkaufen. Die machen uns momentan Kummer, weil sie einfach dafür sorgen, dass sich eine ganz bestimmte Klientel an diesen Standorten aufhält. Das ist das, was wir mit Sorge betrachten.

Ansonsten ist es so, dass natürlich der Bereich Ein-Euro-Läden erheblich zu einem Niedergang einer Innenstadt beiträgt. In Wiesbaden ist es exemplarisch so – da sind wir eigentlich gesegnet – da haben wir nur ein oder zwei Ein-Euro-Shops, die aber im Stadtbild eigentlich nicht richtig auftauchen. Sodass wir hier sagen können, dass die Entwicklung eigentlich eher unkritisch zu sehen ist. Aber wir beachten und beobachten natürlich sehr genau, wo wir aus Immobiliensicht und auch als Immobilienunternehmen dazu beitragen können, dass wir hier stabilere Lagen bekommen – das heißt also auch der Branchenmix innerhalb der Innenstadt muss stimmen oder muss wieder stimmig gemacht werden. Es ist so, dass wir nach wie vor Nachfragepotential haben, gerade auch in der aktuellen Phase, aber dieses Nachfragepotential natürlich auch entsprechend gewichtet werden muss.
Ich sage jetzt mal als Beispiel: auch problematisch sehen wir die Zahl deutlich zunehmenden Nagelstudios. Die sind vergleichbar mit der Anzahl der Handyläden oder Mobiltelefonläden, wie wir sagen. Und gleichermaßen sehen wir natürlich auch hier wie eben schon gesagt die Schwierigkeit mit den „Späties“. Das sind momentan die Kernprobleme der Innenstadt. Alles andere hat sich relativ gut stabilisiert.

Die Grabenstraße in Wiesbaden im August 2016 – Wiesbaden’s Innenstadt punktet mit ansprechenden Häuserfassaden und einem abwechslungsreichen Angebot aus Gastronomie, Kultur und Handel (Bildquelle: P. Gregory B Link)

Ohnehin sind die Innenstädte ja schon lange nicht mehr nur zum Shoppen und Einkaufen da.
Was würden Sie sich vor dem Hintergrund speziell für Wiesbaden’s Innenstadt wünschen?

Wie für jede Innenstadt im Grunde genommen: einen vernünftigen, interessanten Branchenmix, der zum Verweilen einlädt.
Das Wichtige ist im Grunde genommen, dass, was die Gesamtsituation der innenstädtischen Laufzonen angeht, auch das Mobiliar, also der Plätze, dringend nachgearbeitet werden muss. Denn Plätze, die aus Steinplatten bestehen mit drei Holzsitzbänken, laden nicht unbedingt zum Verweilen ein.

Plätze, die aus Steinplatten bestehen mit drei Holzsitzbänken, laden nicht unbedingt zum Verweilen ein.

Städte müssen multifunktionaler werden, sie müssen attraktiver werden und auch die Fußgängerzonen müssen grüner werden.
Die Menschen wünschen sich Aufenthaltsqualitäten. Die Menschen wünschen sich insbesondere für die Kinder und für die Kleineren unter uns Spielmöglichkeiten im Innenstadtbereich, auch in der Fußgängerzone. Es müssen Aktionen geschaffen werden, es müssen auch Attraktionen geschaffen werden in einer Innenstadt. Man kann nicht nur Laden an Laden klatschen und Gastronomie an Gastronomie. Dadurch lebt keine Innenstadt.
Gerade nach dieser Zeit, die wir jetzt gerade schmerzlich nach wie vor durchleben, ist es so, dass wir diese Innenstädte auch durch Aktionen, durch Veranstaltungen attraktiv gestalten.

Es wird dieses Jahr in Wiesbaden den Sternschnuppenmarkt geben, auch unter Corona-Bedingungen. Es wird dieses Jahr einen Kinder-Sternschnuppenmarkt geben mit ganz besonderen Attraktionen über die ich momentan noch nicht sprechen kann, aber die, denke ich, für die Gesamtbevölkerung ein sehr hohes Interesse erwecken werden. Und wir haben, dadurch, dass Wiesbaden eine Stadt mit einer außergewöhnlich schönen Bausubstanz im innerstädtischen Fußgängerzonenbereich und im sogenannten historischen Fünfeck ist, natürlich die Möglichkeit, hier nachzulegen und gegenüber anderen Städten zu punkten. Alleine schon durch die Attraktivität der Stadt, aber es gehört ein bisschen mehr dazu.

Anm. d. Redaktion: Nach dem Interview wurde eine Pressemeldung zum Kindersternschnuppenmarkt auf dem Luisenplatz mit Eisbahn veröffentlicht. Mehr dazu und einige Bildeindrücke auf der Website Sporthilfe Wiesbaden e.V. (http://www.luisenplatz-on-ice.de)

Es muss Raum geschaffen werden für junge Menschen, es muss aber auch Raum geschaffen werden für die Menschen, die überhaupt ein Interesse haben, in die Stadt zu gehen, wenn etwas Attraktives dort passiert. Wenn aber die Innenstadt so bleibt wie sie jetzt ist, werden wir immer mehr Bettlertrupps aus osteuropäischen Ländern erleben. Wir werden, das ist leider nicht nur ein Wiesbaden-eigenes Problem, sondern ein Problem, das bundesweit da ist, viele Menschen haben, die im Bereich der Obdachlosigkeit in die Innenstädte bevölkern. Das ist auch ein Thema.
Wir haben erhebliche Probleme gerade auch in der Corona-Zeit mit dem Thema Alkoholismus in den Innenstädten. Sicherheit ist eines der wichtigen Dinge, die für Innenstädte auch erforderlich sind, um sie für die Gesamtbevölkerung attraktiv zu halten. Und sie müssen bespielt werden.
Ich kann nicht einfach eine Stadt hinstellen und sie nicht mit Leben füllen. Wenn ich Städte mit Leben fülle und sie attraktiv gestalte, dann werden sie auch weiterhin Bestand haben, auch nach Corona. Aber in der gegenwärtigen Phase muss man jetzt auch von kommunaler Seite und das im Gesamtkontext auch mit den Eigentümern, den Immobilieneigentümern, auch mit den Handelsunternehmen Lösungen finden, um die Innenstädte für die Zeit nach Corona so fit wie möglich und so attraktiv wie möglich zu machen.

Bleiben wir beim Thema Corona. Wie sehen Sie die durch Corona beschleunigte Entwicklungen und Lösungen, die lokalen Handel in die Onlinewelt bringen sollten? Wird das nach Corona überhaupt bestehen bleiben? Sind die Lösungen wie Click & Collect und Onlineshops für lokale Geschäfte überhaupt sinnvoll? Und lebt dieser lokale Handel nicht eigentlich davon, dass man die persönliche Betreuung und Beratung hat?

Ich sehe es zweischneidig, einfach deswegen, weil wir einerseits unbedingt und zwingend den stationären Einzelhandel mit dem Onlinehandel verknüpfen müssen. Der stationäre Einzelhandel wird nicht ohne Online überleben können. Es gibt die unterschiedlichsten Modelle dafür.

Nehmen wir einmal als Beispiel die Firma Schuhe24 (Link zur Website), die Onlinehandel betreibt, aber mit stationären Händlern zusammen arbeitet.
Es gibt auch zig andere Plattformen dieses Unternehmens, das ist die Benner Holding, die hier die unterschiedlichsten Formate betreibt ohne eigene Lagerkapazitäten, sondern mit lokalen Einzelhändlern zusammenarbeitet. Das, denke ich, wird die Zukunft des Handels sein – generell online mit dem stationären Einzelhandel zu verbinden. Das wird für die großen Ketten gelten, das wird auch für die kleinen Einzelhändler gelten, die aber dann nur mit solchen Formaten die Möglichkeit haben, Onlinehandel zu betreiben, indem sie eben keine eigene Website bauen müssen usw. und kein eigenes Lager vorhalten müssen. Das wird die Zeit nach Corona sein. Der Handel wird nicht verschwinden. Ich denke, dass gerade die Struktur der persönlichen Betreuung einer der Mit-Kernpunkte sein wird für den stationären Handel. Aber die Gefahr besteht natürlich darin, dass der Kunde in den stationären Handel geht, wie wir es jetzt ja tagtäglich sehen und wie es wahrscheinlich jeder schon getan hat.
Man schaut sich das Produkt an, schaut sich die Preise an, probiert möglicherweise etwas an und bestellt es dann online bei einem anderen Händler.
Das ist die große Gefahr, deswegen muss hier im Grunde genommen das gesamte System auf neue Füße gestellt werden. Das wird nicht einfach sein, weil einfach die generelle Struktur des Handels das gegenwärtig nicht zulässt, jeder kocht so sein eigenes Süppchen.

Aber vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit im bundesweiten oder landesweiten Verbund hier diese Fronten aufzubrechen, dass nicht der stationäre Einzelhändler missbraucht wird, die Artikel auszusuchen und diese dann online beim internationalen Händler – ob der jetzt mit A anfängt oder eine anderer Struktur hat – zu bestellen. Das ist das Kernthema. Aber der stationäre Handel wird nicht untergehen, das ist sicher. Ich kann auch nicht zum Haareschneiden online einen Friseur bestellen, sondern muss ihn natürlich physisch vor mir sitzen haben, sonst wird es nicht funktionieren.
Es gibt Branchen, die davon unbelastet sind, aber es gibt natürlich viele Branchen, die momentan gerade unter dem Thema Onlinehandel massiv leiden.

Innenstädte verbinden Leute häufig mit einem Konsumzwang, entweder beim Shoppen oder zum Essen in der Gastronomie.
Wie können in der Innenstadt Orte entstehen, an denen man das Flair einer Stadt erleben kann ohne in irgendeiner Weise zum Konsum gezwungen zu sein? Was hat Wiesbaden vielleicht auch schon?

Das ist das, was ich eingangs schon gesagt habe. Die Städte und gerade die Innenstädte, insbesondere Wiesbaden, müssen Aufenthaltsräume schaffen und Möglichkeiten schaffen, bestenfalls natürlich auch mit grünen Elementen, wo sich der Passant niederlassen kann, wo die Kinder spielen können, wo es Aufenthaltsbereiche gibt, die eben nicht dem Konsumzwang unterliegen. Wir haben den Riesenvorteil in der Wiesbadener Innenstadt mehrere hochattraktive Plätze zu haben, die aber noch im Dornröschenschlaf liegen. Ein Platz besteht eben nicht daraus, fünf Bänke aufzustellen und eine Steinwüste zu generieren. Aufenthaltsqualität besteht auch nicht darin, irgendwo Wasserspiele aufzubauen und die Passanten mit solchen Themen an einem Ort halten zu wollen. Das ist aber, was die generelle Stadtstruktur und -situation angeht, im Grunde genommen in allen Städten gleich.

Wiesbaden hat einen besonderen Vorteil: wir haben eine relativ kompakte und kleine Innenstadt, aber wir haben auch attraktive Plätze. Mein Credo wäre: die Plätze noch attraktiver zu gestalten als sie es jetzt sind. Da gibt es erheblichen Nachholbedarf. Und auch Räume zu schaffen, Grünzonen zu schaffen in dem innerstädtischen Bereich, wo die Menschen sich ohne Konsumzwang aufhalten können. Das ist das, was zukünftig eines der wichtigen Themen sein wird: sich von der Seite der Kommune und auch der Stadtgestaltung und der Stadtplanung mit diesen Themen zu beschäftigen.

Was machen andere Regionen und Länder vielleicht da besser? Und gibt es da eine Stadt, die Sie da vielleicht als Vorbild sehen?

Es wird immer wieder gerne Kopenhagen genannt. Ich finde Kopenhagen toll. Ich finde die Stadt toll. Ich finde es klasse, dass es dort attraktive Innenstadtbereiche gibt und dass die Innenstadt im Wesentlichen verkehrsfrei ist.

In Wiesbaden wird das gerade teilweise umgesetzt. Man kann dem zustimmen, man kann sich auch dagegen wehren. Ich denke, die zukünftige Entwicklung wird so sein, dass wir doch einen deutlich reduzierten Individualverkehr haben werden. Das wird einer der Kernpunkte sein, um Städte attraktiver zu gestalten. Wir werden mehr Radverkehr haben, wir werden auch mehr Fußgängerverkehr haben. Die generelle Ausprägung von Innenstädten muss so gestaltet sein, dass wir viele Zonen haben, die auch gastronomisch zum Verweilen einladen – das heißt, auch Straßen, die in die Innenstadt rein führen. So, wie es jetzt in der Coronazeit gemacht wird in den Bürgersteigbereichen oder teilweise sogar in den Parkbuchten, die jetzt für Gastronomie freigeschaltet worden sind. Die gerade Struktur einer Straße aufzubrechen, sie attraktiver zu gestalten, das wird eines der Kernelemente sein, was ich mir vorstellen könnte, wie eine Stadt attraktiv aussehen sollte. Und sie sollte natürlich auch den gesamten Individualverkehr nicht komplett aussperren, sondern man muss Lösungen schaffen, um einfach den Individualverkehr in die Stadt zuzulassen und dann die Passanten, Besucher in die Stadt mit Alternativen, öffentlichen Personennahverkehrsmitteln zu transportieren. Das ist denke ich wichtig.

Es wird keiner in der Innenstadt einen Kühlschrank kaufen und ihn auf dem Lastenfahrrad nach Hause fahren. Das wird nicht funktionieren. Aber es gibt natürlich Modelle und auch Mobilitäten, die in Zukunft einen anderen Weg haben werden. Und die letzte Meile wird möglicherweise in Zukunft anders umgesetzt werden. Zusätzlich natürlich freies Internet für alle. Das macht Sinn, das haben wir jetzt schon, in Wiesbaden gibt es relativ attraktive Telekom-Hotspots, die auch halbwegs akzeptabel funktionieren. Das ist, denke ich, auch wichtig für ein Bereich Digital 4.0, den wir brauchen in den Innenstädten. Das wird auch zu einer weiteren Aufenthaltsqualität beitragen. Die Leute können irgendwo draußen sitzen und ihre Studien- oder Hausaufgaben machen oder einfach nur im Internet surfen. Das sind Themen, die für die Innenstädte eine Relevanz haben und wichtig sind. Und da gibt es wie gesagt, gerade in den südlichen Ländern, genug Beispiele, wo wir einfach sagen, das sind attraktive Bereiche. Aber wie ich eben schon sagte, Kopenhagen ist für mich ein Bereich, den ich innerstädtisch für sehr attraktiv halte. Für Oslo gilt genau das Gleiche.
Wiesbaden als Stadt des Wassers mit dem Rheinufer und ähnlichen Themen lädt natürlich auch ein, die Stadt zu besuchen. Von daher: es gibt genug Möglichkeiten und Chancen, gerade auch für die Stadt und insbesondere für die Innenstadt.

Dann eine letzte Frage zum Schluss: wo hier ist in Wiesbaden Ihr persönlicher Lieblingsort?

Das ist eine gute Frage. Es gibt viele Orte. Ich sage mal der Wiesbadener Kurpark ist ein außerordentlich attraktiver Ort, wenn man ihn genießen will, wenn man in der Innenstadt ein bisschen spazieren gehen will. Ich laufe sehr viel. Ich bin auch sehr viel im innerstädtischen Bereich unterwegs.
Generell ist die Innenstadt attraktiv, insbesondere natürlich der Bereich des Quellenviertels und natürlich auch die Wiesbadener Altstadt. Wir haben genug Sehenswürdigkeit in Wiesbaden, ob das der Neroberg ist, ob das es das Nerotal ist, die Nerobergbahn, Staatskanzlei, Theater, Staatstheater, Kurhaus. Wiesbaden hat – Dostojewski war es glaube ich, der es gesagt hat – das schönste Kurhaus der Welt.
Ja, das kann man sagen. Ich war gestern wieder im Kurhaus, es ist wirklich eines der schönsten, die ich weltweit gesehen habe.
Von daher – an Einzelplätzen irgendetwas in der Innenstadt oder meine persönlichen Präferenzen festzumachen, gelingt mir nicht.
Wiesbaden hat viele attraktive Punkte und ein paar von denen habe ich Ihnen eben genannt.

Sehr schön. Dann vielen Dank.

Herzlich gerne. Ich bedanke mich auch.

Das Alte Rathaus in Wiesbaden mit den Lilien die normalerweise den Sternschnuppenmarkt beleuchten – wir hoffen trotz steigender Infektionszahlen, dass es die Stadt auch in diesem Jahr schafft, Weihnachtsstimmung zu erzeugen
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