Wo Architektur, Kunst und Menschen zusammenkommen – ein Ort der Begegnungen in Wiesbaden | Neueröffnung des mre (Museum Reinhard Ernst)

Copyright Titelbild: Klaus Helbig

„Dieses Museum lebt von Besonderheiten“ – ein Satz des Museumsstifters Reinhard Ernst im Rahmen der Pressekonferenz. Er könnte nicht treffender beschreiben, was hier an Wiesbaden’s „Rue“, der Wilhelmstraße, entstanden ist.

Ein Kunst-Ort zum Erleben von Gemeinschaft in Wiesbaden

Oliver Kornhoff, Museumsdirektor des mre (Museum Reinhard Ernst) sprach im Rahmen der Pressekonferenz am 20. Juni 2024 über junge Leute und das Thema „Community Building“.
Hier sollen künftig Menschen zusammenkommen und Kunst gemeinsam erleben.

„Erleben“ ist ein treffender Begriff, denn digitale “Media-Guides” ermöglichen im Museum den Zugriff auf Inhalte, die das Live-Erlebnis mit der digitalen Welt verbinden.

Kostenfreier Eintritt im Erdgeschoss des Museums

Copyright: © Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung, Museum Reinhard Ernst, Fotos Helbig Marburger

Das Erdgeschoss mit dem beeindruckenden Atrium lockt künftig als Begegnungsort die Wiesbadener und Wiesbadenerinnen und Besucher der Stadt mit freiem Eintritt. Schon von Außen ist der Blick in das Gebäude durch eine große Glasfront möglich. Betreten Gäste den Eingangsbereich bemerken sie direkt die Wirkung des Tageslichtes im Raum.

Museumsdirektor Kornhoff schwärmte: „Das Himmelslicht wird bis ins Erdgeschoss getragen, trifft dort auf den Baum und auf die Kunst“. Genau gesagt trifft das einströmende Licht auf eine dreiteilige Skulptur des Künstlers Eduardo Chillida, die auf den passenden Namen „Buscando la luz III“ hört. Übersetzt bedeutet dieser Name „auf der Suche nach dem Licht“.

“Geliehenes Licht” verleiht dem Museum Reinhard Ernst einzigartige Stimmung

Die Umschreibung „geliehenes Licht“ fällt immer wieder und ist in Presseberichten zu lesen – eine Formulierung, die den gezielten Einsatz und die Lenkung des natürlichen Lichtes durch das Konzept des Architekten Fumihiko Maki (verstorben am 6. Juni 2024) betont.

Willst du ein Museum bauen, oder nicht?

Fumihiko Maki

„Das Problem ist, dass ich viele Hobbys habe”, erklärte Reinhard Ernst.
„Das größte (Anm.: Hobby) sehen Sie hier”, ergänzte er mit einem Schmunzeln zur Vorstellung des neuen Museumsbaus bei der Pressekonferenz im “Maki Forum”.

Doch gleichzeitig gesteht er, dass er nach der langen Planungs- und Bau-Phase gerne wieder mehr Zeit den Besuchen und der Inspiration an anderen Orten als dem eigenen Museum widmen möchte.

Ein ursprünglicher Ansatz sah den Bau eines Museums in der Stadt Limburg vor. Dort wurde man sich allerdings nicht einig und mit der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden hat sich dann der heutige Standort in der hessischen Landeshauptstadt gefunden.

Die Planungsphase bedeutete für den Bauherrn oftmals stunden- und tagelange Termine und Gespräche in Japan. Ernst erinnerte sich an einen dieser langen Arbeitstage und an die Frage seines verstorbenen Freundes Maki: „Willst du ein Museum bauen oder nicht?“.

Die Antwort auf diese Frage kann man heute bestaunen und erleben.

Man spürt sehr positive Stimmung, sowohl im Rahmen der Pressekonferenz, wie auch am Eröffnungswochenende. Zahlreiche Gäste kamen an diesem Sonntag (23.06.2024) in den Genuss eines ersten, und für viele sicherlich nicht letzten Besuches im mre. Der Stifter sagte es auch wörtlich – er zeigt sich „nicht bange um die Zukunft“.

Der „Romeo und Julia” Balkon erlaubt in der Kathedrale den Blick auf die Kunst von oben
Copyright: © Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung, Museum Reinhard Ernst, Fotos Helbig Marburger

Nachhaltigkeit und Regionalität beim Museum Reinhard Ernst

Auf die Frage einer der anwesenden PressevertreterInnen erklärte Ernst, der Bau sei „so nachhaltig gebaut, dass man nicht mehr nachhaltiger sein könne“.

In der Pressemeldung zum Tod seines langjährigen Freundes Maki wurde Ernst zitiert:
„Besonders überzeugt hat mich seine Philosophie: Fumihiko Maki war der Meinung, dass ein Gebäude immer dann am nachhaltigsten ist, wenn es von der Gemeinschaft, für die es gebaut wurde, angenommen und geliebt wird. Ich bin sicher, dass wir mit dem mre ein Museum gebaut haben, das die Herzen seiner Besucher:innen gewinnen wird.“

Zum Verständnis des Aspektes der Nachhaltigkeit gehörte für den Bauherrn auch, dass für die erforderliche Expertise der einzelnen Gewerke während der Bauphase auf regionale und leistungsfähige Unternehmen zurückgegriffen wurde.

Die Generalplanung beispielsweise erfolgte durch die schneider+schumacher Bau- und Projektmanagement GmbH aus Frankfurt.

Für die Umsetzung einer großformatigen Werkes aus Glas kooperierte die Künstlerin Katharina Grosse mit dem lokalen Unternehmen DERIX GLASSTUDIOS aus Taunusstein zusammen.

Die Glasarbeit von Katharina Grosse rechts im Bild, das Lichtspiel am Boden beeindruckt;
Copyright des Bildes: © Martin Url

Feinste Pralinen für die „Goodie-Bag“ in der Eröffnungsphase kamen vom neuen Nachbarn, der bekannten Pralinen- und Schokoladen-Manufaktur Fritz Kunder.

Copyright des Bildes: © thegoodplace.com.de

Herausforderung in der Bauwirtschaft treffen auch den Bau „Dritter Orte“

Die Herausforderungen der Bauwirtschaft der letzten Monate und Jahre gingen an dem Bereich Kulturbau nicht spurlos vorbei.
Sei es der Fachkräftemangel in Bau- und Handwerk, die Rohstoffknappheit und Lieferengpässe – bedingt durch die Corona-Krise und als Folge des Ukraine-Kriegs. All diese unvorhersehbaren Dinge sorgten für Verzögerungen und verhinderten die ursprünglich im Herbst 2023 vorgesehene Eröffnung.

Doch man setzte auf Qualität und nahm diese Verzögerungen in Kauf anstatt Abstriche zu machen, nur um einen Eröffnungstermin einzuhalten.

Ein wenig getrübte Stimmung klingt aus den Worten von Reinhard Ernst ebenfalls mit. So wie der Bau an der Wiesbadener Wilhelmstraße in den letzten Jahren errichtet wurde, werde man in 20 Jahren wohl nicht mehr bauen können. „Wir haben nicht mehr die Menschen, die in dieser Perfektion bauen können“, stellte Ernst nüchtern fest.

Umso erfreulicher ist, dass der Bau nun, nach rund 8 jähriger Planungs- und Bauphase, erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Er kann nun seiner Funktion nachkommen:
Hier begegnen sich Architektur, bildende Kunst und der Mensch.

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rue 1 by gollners – gastronomisches Angebot an der Wilhelmstraße in Wiesbaden

Zu dem neu entstandenen Ort der Begegnung zählt auch das neu eröffnete „Rue 1 by Gollners”.

„Keine Pitch Decks. Keine Tabellenkalkulation. Kein Wagniskapital. Keine künstliche Intelligenz. Stattdessen jede Menge Leidenschaft, echtes Unternehmertum und harte Arbeit…“ – so postete Maximilian Gollner zur Eröffnung in seinem privaten Instagram-Account (Anm.: übersetzt aus dem Englischen).

Quelle: Instagram-Account von Max Gollner

Noch nicht vergessen ist die lange Corona-Zeit mit den unzähligen Schwierigkeiten, die die Gastronomie-Branche in den vergangenen Jahren erlebt hat. Daher ist es ein erfreuliches Signal, dass ein in der Region bereits bekannter Gastronomie-Betrieb (“Das Goldstein” – Website Gollners) den Schritt wagt, ein neues Restaurant in der Landeshauptstadt zu eröffnen. Und noch dazu an so prominenter Stelle.

Egal, ob Kaffeegenuss auf der Terrasse oder Dinner in dem einladend gestalteten Gastraum: Hier ist eine wunderbare Gelegenheit entstanden, endlich direkt an der Wilhelmstraße den Espresso zu genießen.

In solchen Momenten kann man es erneut spüren – das Museum Reinhard Ernst ist mehr als ein reines Museum. Es ist ein Ort, in dem Architektur, Kunst und Menschen aufeinandertreffen…

Museum Reinhard Ernst
Wilhelmstraße 1
65185 Wiesbaden

T.: +49 (0)611 763 8888 0
info@museum-re.de

Öffnungszeiten
Di-So12:00-18:00 Uhr
Mi12:00-21:00 Uhr
Montags geschlossen
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