Die Vor- und Nachteile von Workation und Remote Work
„Workation“ – eine Wortneuschöpfung aus „Work und „Vacation“ – dort arbeiten, wo andere Urlaub machen. Ein Blick auf die Vor- und Nachteile.
Text: Laura Puttkamer
Oliver Weber-Lapp
Spätestens seit der Pandemie ist die ortsunabhängige Arbeit ein wichtiger Bestandteil des Alltags geworden. Laut Statista arbeiteten im Jahr 2021 knapp 25 Prozent aller Deutschen im Homeoffice. Doch muss es immer das eigene Zuhause sein? In diesem Artikel geben wir einen Überblick über das ortsunabhängige Arbeiten von anderen Locations aus.

Was ist eigentlich eine Workation?
Eine sogenannte Work-Vacation beschreibt die Verschmelzung von Arbeit und Urlaub. Sie meint Arbeitsformen, die an jedem beliebigen Ort durchgeführt werden können. Und dazu gehören auch attraktive Urlaubsorte. Wer ortsunabhängig arbeitet und nicht an das Homeoffice gebunden ist, hat heute die Möglichkeit, Arbeit und Urlaub zu kombinieren, anstatt sie wie bisher als Gegensätze zu betrachten. Anders als etwa bei Work and Travel geht es nicht darum, das Reisen durch Arbeiten zu finanzieren, sondern einen Hauptberuf dort auszuüben, wo Reisende ihren Erholungsurlaub verbringen – und dabei vor oder nach der Arbeit den Ort zu genießen.
Der Workation-Ansatz ist ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Remote Work oder ortsunabhängigen Arbeit. Diese Fernarbeit muss nicht unbedingt von zuhause aus stattfinden. Vielmehr kann sie in Hotels, am Strand, im Zug oder an jedem beliebigen anderen Ort, der Internet- und Stromverbindungen für den Laptop bereitstellt, ausgeübt werden.
Für wen kommt Remote Work in Frage?
Obwohl bereits ein Viertel der Deutschen von ortsunabhängiger Arbeit profitiert, ist die Remote-Arbeit nicht für jeden möglich. Wer jede Woche an einer anderen Stelle arbeitet und Arbeit und Urlaub miteinander kombiniert, hat fast immer einen digitalen Beruf, der nicht von Vor-Ort-Terminen abhängt.
Dies sind mögliche Berufsfelder für Workation-Fans:
- Softwareentwicklung
- Webdesign
- Redaktion und Copywriting
- Digitaler oder telefonischer Kundenservice
- Online-Coaching und andere Beratungstätigkeiten
- Projektmanagement
- Eventmanagement
Personen aus der IT-Branche, dem Marketing, anderen kreativen Branchen sowie Mitarbeitende aus agilen Organisationsformen sind besonders oft im Bereich der ortsunabhängigen Arbeit zu finden. Solange die Grundbedingungen für ihre Arbeit gegeben sind, ist das Arbeiten von unterwegs gut möglich und oftmals auch vom Arbeitgeber erlaubt.
Außerdem gibt es auch Kompromisse für die ortsunabhängige Arbeit, wie etwa zwei oder drei Tage Arbeit im Büro und den Rest der Zeit im Homeoffice oder an frei wählbaren Orten. Wie genau „remote“ aussieht, hängt sowohl von der Art des Jobs als auch vom Unternehmen ab. Fest steht jedoch, dass die Ortsunabhängigkeit zunimmt.

Welche Länder sind besonders beliebt für die Workation?
Aufgrund der Arbeitsrechte und Visabestimmungen sind Länder in der EU oft die erste Adresse für Arbeitnehmer oder Freiberufler, die gern ortsunabhängig arbeiten möchten. Zum Beispiel kommen südliche Länder mit gutem Wetter wie Italien, Spanien oder Portugal in Frage. Diese bieten oft auch den Vorteil, dass die Lebenshaltungskosten etwas geringer sind als in Deutschland.
Lissabon in Portugal ist ein Beispiel für ein besonders beliebtes Workation-Ziel. Alfama im Herzen der Stadt leidet jedoch auch unter diesem Trend: Hier werden inzwischen fast alle Wohnungen an Touristen vermietet, die einen Kurzzeitaufenthalt wünschen und dabei oft arbeiten. Vor 30 Jahren lebten in Alfama noch etwa 20.000 Menschen. Heute sind es weniger als 900. Die meisten Wohnungen sind für Reisende reserviert, was unter anderem an den namenlosen Klingelschildern und Nummerncodes zu erkennen ist.
Doku-Tipp: Arte – Der Ausverkauf von Lissabon
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Weitere InformationenAuf der anderen Seite gibt es Städte und Länder, die sich bewusst als Destination für ortsunabhängige Arbeiter positionieren. Taiwan und Indonesien bieten zum Beispiel besondere Visa für sogenannte Digitale Nomaden an. Auch auf Zypern, in Ungarn sowie auf Malta sind viele Workation-Arbeiter zu finden.
Welche Vorteile bietet die ortsunabhängige Arbeit?
Doch warum ist die ortsunabhängige Arbeit zunehmend so beliebt? In der Pandemie handelte es sich um eine Notwendigkeit. Aber immer mehr Menschen wissen die Freiheit, die die Arbeit ohne Ortsbindung bietet, zu schätzen. Computerjobs bieten sich dafür an, dort zu arbeiten, wo es einem am besten gefällt – und das muss nicht unbedingt das Homeoffice wenige Kilometer vom Büro entfernt sein. Vielmehr können Remote Workers auf Wunsch alle paar Tage an einem anderen Ort arbeiten, Familienbesuche und Urlaub mit der Arbeit kombinieren und in neuen Kulturen Inspiration und vor allem besseres Wetter finden. Insbesondere in den hierzulande oft tristen, dunklen Wintermonaten ist die Workation daher sehr beliebt.
Zudem bietet die ortsunabhängige Arbeit viele Zeitersparnisse ein. Denn wer nicht mehr pendelt oder direkt nach dem Aufstehen die ersten E-Mails beantwortet, hat morgens viel mehr Zeit. Zugleich unterstützt die Arbeit von zuhause (oder dem Hotel) aus die Produktivität, da weniger Arbeitszeit durch Ablenkungen, Meetings, Gespräche mit Kollegen oder eben dem Pendeln verloren geht. Viele Remote-Arbeitende wissen auch die Familienfreundlichkeit dieses Modells zu schätzen, denn wer von zuhause aus arbeitet, hat oft bessere Chancen, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen.
Neben der Möglichkeit, im Rahmen der Work-Vacation neue Umfelder, Länder und Kulturen zu erkunden, bietet das Modell außerdem eine Kostensenkung. Das gilt auch für Unternehmen, die bei Remote Work Büromiete, Energiekosten und Hardware-Ausgaben reduzieren können. Für Arbeitnehmende fallen Fahrtkosten und Ausgaben für Restaurants oder Kantinen weg. Und die Kosten für das Homeoffice lassen sich oft sogar von der Steuer absetzen. Darüber hinaus kann Remote Work umweltfreundlicher sein, denn durch weniger Pendeln wird der CO2-Fußabdruck reduziert. Wer mit dem Zug sein nächstes Workation-Ziel ansteuert und insgesamt umweltbewusst lebt, kann auch international zu geringeren CO2-Emissionen beitragen.

Welche Nachteile sind zu erwarten?
Aber die Arbeit von unterwegs bietet nicht nur Vorteile. Auf der persönlichen Ebene stellt zum Beispiel das Self-Management oft eine große Herausforderung dar. Nicht jeder arbeitet gern selbstständig und ohne die motivierende Gemeinschaftsatmosphäre im Büro. Die Arbeit ohne Kollegen, die einen physisch umgeben, kann gerade bei Singles und alleinlebenden Menschen zu sozialer Isolation führen. Und auch der Teamzusammenhalt sowie das Vertrauensverhältnis zwischen Chef und Angestellten können darunter leiden, wenn man sich statt täglich nur noch gelegentlich oder nur noch online sieht.
Nicht jede Arbeit eignet sich für das Remote-Modell, und selbst geeignete Jobs bergen einige Risiken. So halsen sich manche Mitarbeiter zu viel Arbeit auf, weil sie zuhause produktiver sind oder Probleme damit haben, die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben zu ziehen. Auch die Zeitverschiebung kann bei der Arbeit von Urlaubsorten aus zu einer Herausforderung werden und den Biorhythmus unterbrechen.
Außerdem hat der Trend zum ortsunabhängigen Arbeiten teils drastische Auswirkungen auf das Gastgeberland. Der Charakter und die Kultur einer Region können verwässern, wenn es nur noch Kurzzeitunterkünfte gibt und die Einheimischen sich keine Immobilien mehr leisten können. Das Beispiel Alfama in Lissabon zeigt, wie wichtig es ist, hier sensibel vorzugehen. Workation-Suchende können zum Beispiel auch in ihrer Nähe attraktive Destinationen finden und die Arbeit mit dem Wandern in den Bergen oder anderen schönen Aktivitäten verknüpfen.
Lust auf Workation bekommen? Hier sind 3 „Hideaway-Locations“ für Remote Work, die Architektur-Begeisterte ansprechen
Kreative Auszeit und Workation für fleißige Bienen im „Bienenstock“
Eine kreative Auszeit in einem eindrucksvollen Bauwerk – das ist im „Bienenhaus im Waldachtal“ möglich. Architekt Matthias Jarcke hat einen Ort geschaffen, der mit der zentralen Freiform in Gestalt einen Bienenstocks und mit zwei kubischen Anbauten schon von Außen ein Blickfang ist.
In der baden-württembergischen Gemeinde im Nordschwarzwald können Sie nach Feierabend die Berglandschaften und Badeseen genießen.
Fotos: Jarcke ARCHITEKTEN (Matthias Jarcke, Freier Architekt)
Remote Work in einem architektonisch beeindruckenden Baumhaus in Belgien
Ein Team-Meeting mit Fokus auf Nachhaltigkeit in den Bäumen? Warum eigentlich nicht?
In Belgien ist das möglich in den „treehouses“ der Flemish Agency for Nature and Forests.
„Raus aus der Stadt, rein in die Baumhäuser“, zum Beispiel für kreative Workshops oder Strategie-Meetings rund um die ESG-Strategie im Unternehmen.
Fotos: Treehouse (https://the-treehouse.be/en/); Eigentümer: Flemish Agency for Nature and Forests (https://www.natuurenbos.be/).
Workation im „Papa Rhein“ Hotel mit Rheinblick – und dabei gleichzeitig Gutes tun
Ein großes Hotel würde man im ersten Moment vielleicht nicht als den klassischen Rückzugsort für eine kreative Workation sehen.
Doch im Papa Rhein Hotel in Bingen passt alles. Es gibt beispielsweise verschiedene „Partner Konzept Zimmer“ – neben einer Suite in Kooperation mit Design-Sofa-Hersteller Bretz können Sie zum Beispiel die „Seas the day“ Koje buchen.
Mit einem Aufenthalt kann man gleichzeitig Gutes tun: 20 % des Erlöses gehen an die Projekte von „Mission Erde e.V.“, wozu zum Beispiel die Bergung von Geisternetzen zählt.
Fotos: Papa Rhein Hotel GmbH

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Quellenangaben:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-3/home-office.html
https://ambient.digital/wissen/blog/remote-vorteile-nachteile/
https://factorialhr.de/blog/remote-work/#umsetzen
https://www.papershift.com/lexikon/workation
https://www.youtube.com/watch?v=2vkxfKbzEkQ&ab_channel=ARTEde