Elektrisch im Tesla und Hybrid-Fahrzeug unterwegs im Rheingau, Wiesbaden und dem vorderen Taunus mit Bäcker Dries – #Ährensache
Ist ein Elektrofahrzeug wie der Tesla für Vielfahrer und auf der Langstrecke sinnvoll? Wie schlagen sich E-Fahrzeuge bezüglich Alltagstauglichkeit und wie kommen sie beim Bäcker-Handwerk zum Einsatz?
Wir haben mit Martin Dries von Bäcker Dries Rheingau genau darüber gesprochen. In der Region betreibt das Unternehmen 25 Filialen, davon 2 Vortagsläden, die nur am Vormittag bis um 12 Uhr geöffnet haben.
Ich fahre jährlich mindestens 40.000 Kilometer, davon sehr viel Langstrecke. Dafür macht für mich die Hybrid-Lösung derzeit am meisten Sinn.
Martin Dries (Foto links);
Interview geführt im Dezember 2020
Copyright: Bäcker Dries
Sie sind einige Zeit lang Tesla gefahren. Wie sind Sie ursprünglich auf die Idee gekommen, gerade den Tesla als Firmenfahrzeug anzuschaffen?
Ich habe Tesla schon seit vielen Jahren im Fokus. Das Ganze war aber doch sehr experimentell. Ursprünglich gab es ja diese Concept-Cars (Anm.: gemeint ist der Tesla Roadster) und dann gab es als erstes größeres Serienmodell das Model S. Das hat mich aber nie interessiert. Ich kannte das Concept-Car und das Model X und das hat mich so sehr fasziniert. Noch bevor Model X in Deutschland überhaupt verfügbar war, habe ich mich bei Tesla angemeldet und wollte den ersten im Rhein-Main-Gebiet haben. Also habe ich den Wagen ungesehen gekauft. Mich hat die Technologie fasziniert und außerdem fand ich, zumindest zu der Zeit, dass er ziemlich futuristisch aussah.
Welche Erfahrungen haben Sie damit als Vielfahrer gemacht? Zum einen allgemein mit Elektromobilität und dann im Speziellen vielleicht auch mit dem Tesla?
Also grundsätzlich bin ich ein überzeugter Nutzer der E-Mobilität. Ich bin auch ganz sicher, dass wir im regionalen Verkehr von heute auf morgen auf 20 Prozent elektrisch umstellen können. Es wird ja häufig gesagt, dann müssten wir unsere ganzen Zuleitungen und die Versorgungen der Häuser, Immobilien und Versorgungsanlagen umstellen, das würde nicht ausreichen. Doch ich denke, es würde ausreichen, wenn wir uns tatsächlich zunächst mal auf den regionalen Verkehr begrenzen würden. Sprich, wer weniger als 100 Kilometer fährt, kann eben mit einem über Nacht geladenen Fahrzeug, selbst bei einer 3,5 kW Ladestation, ausreichend Kilometer am Folgetag fahren. Da könnten wir ohne Probleme, meiner Recherche nach, 20 bis 25 Prozent aller Fahrten abdecken.
Das ist tatsächlich schon ordentlich. Aktuell ist ja die Förderprämie mit den 9.000 Euro sicher etwas, das es attraktiver macht und für den Massenmarkt ansprechender. Wo sehen Sie denn im Moment die größten Hürden, warum es noch scheitern könnte oder eben nicht mit diesen 20 Prozent klappt?
Wenn ein Haushalt oder eine Person eben nur ein Fahrzeug hat, dann hat er aus meiner Sicht damit tatsächlich ein Problem. Das war dann auch letztendlich mein Tesla-Problem im Hinblick auf Langstrecken-Fahrten. Ich spreche von einer einheitlichen überregionalen Netzstruktur. Wie funktioniert das tatsächlich mit den Ladestationen? Flächendeckende Ladeinfrastruktur – da ist aktuell ja eher der Wunsch Vater des Gedanken. Die ist in erforderlichem Rahmen noch nicht gegeben. Tesla ist dabei der einzige Anbieter, der eine zumindest einigermaßen funktionierende Netzstruktur bietet. Ja, Sie können theoretisch durch die gesamte Republik fahren und haben die Möglichkeit, überall an den Superchargern und Destination Chargern zu laden und schnell weiter zu fahren, im Glücksfall sogar mit über 100 kW Ladekapazität. Das ist mit allen anderen Modellen gar nicht denkbar. Was mich dann von Tesla weggebracht hat war letztendlich, dass, wenn man an die Ladestation kam, mit deutlich gebremster Leistung geladen werden musste. Wenn bei zehn verfügbaren Ladestationen schon fünf, sechs Autos stehen, lädt man eben nicht mehr mit 110kW, sondern nur noch mit 50 oder 60kW. Dann sind die vermeintlichen 45 Minuten für 70 oder 75 Prozent schon anderthalb Stunden. Damit ist es nicht mehr realistisch und sinnvoll für geschäftliche oder private Reisen.
Sie hatten in unserem letzten Gespräch erzählt, dass Sie jetzt im Hybrid unterwegs sind. Ist das nach wie vor so?
Genau. Ich fahre jetzt ein Hybridmodell aus dem VW Konzern. Es ist im Moment noch so, dass es zu wenig elektrische Kilometerleistung hat. Mein Fahrzeug ist aber das Modell, das realistisch nur 40, 45 Kilometer macht, inzwischen ist da ja ebenfalls mehr Reichweite möglich. Das Auto habe ich deshalb gekauft, weil es mich am meisten überzeugt hat. Aber ich sage mal, realistisch muss die elektrische Reichweite irgendwo bei 100 Kilometern liegen. Wenn ein Hybrid 100 Kilometer leisten kann, dann kann ein großer Teil der Nutzer so mindestens 80 Prozent seiner Fahrten abdecken.
Dann gibt es auf der anderen Seite natürlich auch die Leute, die die Meinung vertreten, reine E-Mobilität ist “das einzig Wahre” und Hybrid wäre etwas Halbherziges, vielleicht auch nur zum Steuern sparen gedacht, über die Dinge wie Vergünstigungen, die es eben aktuell gibt. Ich höre raus, dass Sie es nicht so sehen, dass Hybrid nur ein schlechter Kompromiss ist, sondern im Alltag für den ein oder anderen derzeit eher akzeptiert wird als rein elektrische Antriebe. Würden Sie das so bestätigen?
Also ich habe ja viel dazugelernt. In meiner frühen Tesla-Zeit war ich geradezu euphorisch. Wir fahren ja auch in der Firma viele ZOEs, das ist das Produkt mit dem meiner Ansicht nach besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich fahre übrigens gerade in diesem Moment in einem ZOE von einer unserer Verkaufsleiterinnen. Diese neueste Generation, das sind top Fahrzeuge. Aber man muss eben schauen, wer das Fahrzeug nutzt und ich bin nun mal ein Vielfahrer und auch Langstreckenfahrer. Das ist ohne ein hybrides Modell nur schwer machbar. Früher habe ich selber immer über die Hybride geschimpft, aber sagen wir mal, ich habe ein Modell, das zwölf Liter auf 100km verbraucht, dann kann ich das mit diesem Hybrid um 40 Prozent runterdrücken. Selbst mit dem Hybrid, der nur 45 Kilometer macht. Und wenn ich einen Hybrid habe, der die zuvor genannten 100 Kilometer elektrisch schafft, dann kann ich den theoretischen durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch runterdrücken bis auf 3, 4 Liter pro 100 Kilometer.
Also vom Verbrauch her vergleichbar zu einem sparsamen Benziner oder als sinnvolle Alternative zum Diesel.
Ja, dann eben supported durch den E-Motor. Diese hybride Technologie ist wirklich optimal und wir können so natürlich auch enorm Emissionen einsparen. Was die Langstrecke anbelangt mache ich Einschränkungen und bin nicht mehr der Vertreter der reinen E-Mobilität, weil ich das für noch nicht realisierbar halte.
Jetzt hatten Sie schon die guten Erfahrungen mit dem ZOE erwähnt. Wie genau kommt das Auto bei Ihnen dann zum Einsatz und wer sind die Mitarbeiter, die die Fahrzeuge nutzen?
Das sind Damen und Herren aus der Bezirksleitung, die Bezirksleiter und eine Verkaufsleitung, die eben viel im Regionalverkehr im Raum Rheingau-Wiesbaden-Taunus unterwegs sind. Mittlerweile können die ZOEs ja 300 Kilometer realistisch fahren. Dann hängen die Mitarbeiter das Fahrzeug über Nacht an eigene oder externe Ladestationen, steigen morgens in ihr Auto ein und fahren wieder los. Ein weiterer Vorteil – die Autos sind relativ klein, gleichzeitig aber auch Platzwunder. Man kann in diesem Auto bequem mit vier erwachsenen Person fahren. Der ZOE hat ein sehr gutes Fahrverhalten, eine gute Beschleunigung, eine große Reichweite, ein gutes Audiosystem. Also das passt alles. Und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sind ebenfalls sehr zufrieden.
Wie lange hat es gedauert, dass die Leute sich generell daran gewöhnt haben? Wahrscheinlich sind ja schon einige Mitarbeiter dabei, die überhaupt zum ersten Mal im Leben in so einem Elektrowagen gesessen haben.
Natürlich gibt es am Anfang die typischen Ressentiments. Die Leute haben sich aber schnell dran gewöhnt. Ich sitze hier gerade neben einer engagierten Mitarbeiterin und wenn ich die jetzt mal frage (Anm.: die Mitarbeiterin bejaht die schnelle Eingewöhnung) – es hat nicht lange gedauert, bis sie sich alle an das Elektroauto gewöhnt haben, es ging sogar schnell, zumal jede Generation des Autos nennenswert besser, leistungsfähiger und komfortabler wurde.
Und wir haben natürlich auch noch Verbrenner auf dem Hof stehen. Wenn jetzt meine Mitarbeiterin eine größere Strecke fahren will, dann meldet sie es ein paar Tage vorher an und sagt “ich brauche nächste Woche für eine oder zwei Wochen Urlaub einen Verbrenner” – dann kriegt sie einen Verbrenner. Das ist natürlich wichtig, wenn der Mitarbeiter, die Mitarbeiterin nur Zugriff auf ein Fahrzeug, und zwar dieses Elektroauto, hat. Dann muss sie natürlich auch wissen, dass sie, falls es für einen Urlaub oder andere geplante Langstrecken sinnvoll oder erforderlich ist, einen Verbrenner bekommen kann. Und wenn dann mal zwei Mitarbeiter gleichzeitig in Urlaub sind, leihen wir eben ein zusätzliches Fahrzeug.
Gibt es vielleicht noch etwas, wo Sie besonders gute oder besonders schlechte Erfahrungen gemacht haben, oder etwas, das noch erzählenswert wäre?
Nochmal zum Thema Tesla: das muss man gestehen, an einigen Punkten waren die genial. Das war wirklich eine “nächste Generation”, die man von anderen Autos nicht kennt. Aber für ein Auto für lange Strecke und auch mal höhere Geschwindigkeiten war das ein Standard, der deutlich hinter guten, bekannten Fahrzeugen liegt. Ich denke da etwa an die Geräuschkulisse in diesem größeren SUV. Als Auto konnte das mit einem namhaften Hersteller nicht mithalten.
Spaltmaße ist zum Beispiel auch für viele so ein Thema. Für mich zählt dabei eher das Praktische. Ob die Spaltmaße für Geräuschkulisse während der Fahrt zuständig sind, das weiß ich nicht. Aber der Tesla konnte einfach in vielen Dingen, die über Spaltmaße hinausgingen, nicht mit den Standards, die man etwa von deutschen Anbietern gewohnt ist, mithalten. Es war kein komfortables Fahren und schon gar nicht dem Preis angemessen. Im Sommer wurde es nicht kalt und im Winter wurde es nicht richtig warm. Sie mussten alle Sitzheizungen mit anmachen und auf volle Kraft gehen mit dem warmen Gebläse, sodass das Fahrzeug überhaupt warm wurde und das ist natürlich nicht State of the Art.
Auch beim Thema Service kann man leider nicht von einem gut funktionierenden Netzwerk sprechen. Die Ansprechpartner und Mitarbeiter vor Ort waren stets zuvorkommend und hilfsbereit. Allerdings gab es keine telefonische Erreichbarkeit und der Aufwand für Terminfindung, An- und Abreise und Dauer der Werkstattaufenthalte waren sehr zeitraubend. In der Hinsicht war das Ganze leider servicefremd. Aber ansonsten war es eine gute Zeit und ich möchte die drei Jahre Tesla definitiv nicht missen.
Ich habe großen Respekt vor diesem Unternehmen und auch vor den Produkten. Gerade im Hinblick auf das Thema Digitalisierung – das war alles dem voraus, was wir zu dem Zeitpunkt auf dem deutschen Markt hatten.
Herr Dries, vielen Dank fürs Interview und weiterhin gute Fahrt!
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