SEIL REAL ESTATE schwimmt gegen den Strom – „New Work“ mit einem zusätzlichen freien Freitag jeden Monat

Interview mit Nino Grubišić, Partner der SEIL REAL ESTATE GmbH, einer Frankfurter Immobilienmanagement-Boutique

3 Key-Messages aus dem Interview:

Wenn Unternehmen Mitarbeiter ins Büro holen müssen, um sie zum Arbeiten zu motivieren, sollte vielleicht das Recruiting hinterfragt werden. Die richtigen Mitarbeiter brauchen keine Peitsche – sie sind intrinsisch motiviert.


Deine Tätigkeit sollte dich erfüllen und befriedigen. Wenn du ständig auf die Uhr schaust und hoffst, dass der Arbeitstag schnell vorbei geht, hast du den falschen Job.


Es gibt Menschen, die einfach nicht zuhause arbeiten möchten, auch wenn es die Rahmenbedingungen zulassen. Sie brauchen das soziale Umfeld und fühlen sich zuhause isoliert oder können sich nicht konzentrieren.“

Über Nino Grubišić MRICS
Master in Business (M.A.)
Immobilienökonom (EBS)
ESG-Manager (DGNB)



Partner | Executive Advisor
der SEIL REAL ESTATE GmbH

Geschäftsführer der STOA GmbH

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„Ich beschäftige mich meine ganze berufliche Laufbahn intensiv mit Büroflächen und der Frage nach New Work und Remote Working.“


Nino, stell doch bitte erstmal kurz SEIL REAL ESTATE vor – was genau macht ihr und wo seid ihr überall aktiv?

SEIL REAL ESTATE [SRE] ist eine Immobilienmanagement-Boutique. Wie der Name Boutique schon sagt, arbeitet SRE mit sorgfältig ausgewählten Auftraggebern zusammen. 2022 kamen 70% der umgesetzten Aufträge von lediglich fünf langjährigen Kunden.

Bei unserer Arbeit ist uns die Kommunikation mit den Entscheidern auf Augenhöhe wichtig.

SRE bietet individuelle Lösungen für private und professionelle Eigentümer von Wohn- und Geschäftshäusern, sowie Projektentwicklungen zur Veräußerung an Institutionelle Investoren wie Versicherungen, Fonds und Asset Manager.

Gegründet wurde das Unternehmen bereits 2012 von Maximilian Seil. Mit dem Re-Branding und der Schärfung des Profils im vergangenen Jahr setzt SRE verstärkt den Fokus auf größere Transaktionen und das Thema ESG.

Wir sind bundesweit tätig – aktuell betreuen wir beispielsweise ein Großprojekt in Berlin, sind aber auch in NRW und Stuttgart sehr aktiv, wie auch in unserem Heimatmarkt, dem Rhein-Main-Gebiet.

Bei persönlichen Kundenbeziehungen ins Ausland oder besonderen Objekten sind wir gelegentlich auch international tätig.

Ihr habt bei SEIL REAL ESTATE kürzlich mit einer Neuigkeit für Schlagzeilen gesorgt: alle 4 Wochen ein zusätzlicher freier Freitag für die Mitarbeiter, also 12 zusätzliche freie Tage im Jahr. Was versprecht ihr euch von dem Konzept?  

In der Immobilienbranche, die allgemein als konservative Branche gilt, wollen wir auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischer Erfahrung aus anderen Bereichen neue Wege gehen.

Unternehmen bspw.  aus Japan und den USA haben es vorgemacht, dass eine reduzierte Arbeitszeit nicht nur zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit führen kann sondern auch zu einer höheren Produktivität.

Somit möchten wir einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und schaffen gleichzeitig einen Mehrwert für alle Beteiligten.

Hand aufs Herz – soll der zusätzliche freie Freitag jeden Monat auch ein Anreiz für Bewerber und potentielle neue Mitarbeiter sein (Stichwort „Employer Branding“)?

Wir haben uns nicht für diese Maßnahme entschieden, um besser Mitarbeiter zu akquirieren, sondern aus Überzeugung.

Dennoch gehen wir auch davon aus, dass es einen Mehrwert für neue Kollegen darstellen wird, aber das war nicht unser Antrieb für diese Idee.

Wie ist bisher die Resonanz zu eurem „Schwimmen gegen den Strom“?

Wir bekommen überwiegend positives Feedback, seit der Einführung. Ohnehin würden die Wenigsten das Ganze offen kritisieren.

Auch intern ist das Feedback durchweg sehr positiv. Wir haben bei SRE viel projektbezogene Arbeit und arbeiten an anspruchsvollen Projekten. Diese verlangen einen hohen Arbeitseinsatz und intellektuellen Anspruch. Unsere Jobs sind entsprechend fordernd – daher wollen wir den Ausgleich durch den freien Freitag ermöglichen.

Gary Keller und Jay Papasan beschreiben in ihrem Buch „the one thing“, dass es „work-life-balance“ in der Praxis eigentlich nicht gibt – der Schlüssel zum beruflichen Erfolg liege nicht in der Anzahl der Überstunden, sondern in der Menge der fokussierten Zeit im Verhältnis zur unproduktiven Zeit. 

Wie stehst du zu diesen Aussagen?

Ich persönlich denke, die unproduktive Zeit sinkt mit Reduktion der Arbeitszeit.

Wichtiger jedoch als der zeitliche Aspekt ist, dass sich die Arbeit nicht wirklich wie Arbeit anfühlt.
Deine Tätigkeit sollte dich erfüllen und befriedigen. Wenn du ständig auf die Uhr schaust und hoffst, dass der Arbeitstag schnell vorbei geht, hast du den falschen Job.

Hier muss natürlich differenziert werden, abhängig von der jeweiligen Tätigkeit. Es ist ein großer Unterschied, ob du ein bspw. einen Job hast, wie wir, oder ob du 8 Stunden am Fließband stehst. Pauschale Aussagen zu Work-Life-Balance, wie sie in den Sozialen Medien häufig kursieren, sehe ich daher kritisch. Es gilt immer, spezifisch Branche und entsprechende Tätigkeit zu betrachten.

In einigen Unternehmen wird mit „unbegrenztem Urlaubsanspruch“ gelockt, was jedoch nachweislich für mehr Stress sorgt, weil Mitarbeiter Kollegen „nicht im Stich lassen wollen“ – denkst du, der zusätzliche freie Freitag wird bei euch konsequent in Anspruch genommen?

Bei uns haben alle den gleichen Tag frei. Der Termin ist abgestimmt und fixiert. Somit kann nicht das Gefühl aufkommen, Kollegen im Stich zu lassen. Das Team kann auch Kurzurlaube planen oder bspw. die Familie besuchen. Diese verlängerten Wochenenden sind ein echter Mehrwert und tragen sehr zur Erholung bei.   

Natürlich müssen wir gleichzeitig sicherstellen, dass unsere Projekte und Transaktionen weiterlaufen und wir für unsere Kunden ansprechbar bleiben. Denn unser Erfolg ist die Grundlage für alles. Sollten wir den freien Freitag daher mal verschieben müssen, werden wir ihn so bald als möglich nachholen.

Macht das klassische Büro mit festen Arbeitsplätzen und Kernarbeitszeiten aus deiner Sicht heute überhaupt noch Sinn, wenn Mitarbeiter ihre Arbeite remote und aus dem Homeoffice mindestens genauso gut oder sogar besser als vom Büro aus erledigen?

Ob Remote Working Sinn macht, hängt primär von der ausgeübten Tätigkeit, der Technik und privaten Rahmenbedingungen, wie dem Wohnumfeld und der Familiensituation, ab.

Ein weiterer wichtiger Faktor wird jedoch oft außer Acht gelassen: Die Persönlichkeit des Mitarbeiters.
Es gibt Menschen, die einfach nicht zuhause arbeiten möchten, auch wenn es die Rahmenbedingungen zulassen. Sie brauchen das soziale Umfeld und fühlen sich zuhause isoliert oder können sich nicht konzentrieren.

Findet die Arbeit immer ausschließlich virtuell statt, kann sich das negativ auf den Zusammenhalt im Team auswirken. Deshalb braucht es die Kombination aus gemeinsamer, auch aus sozialer Zeit.

Grundsätzlich sollten Unternehmen offen sein für Veränderung und Chancen darin erkennen. Dogmatisch an Traditionen festzuhalten ist meiner Ansicht nach ein großer Fehler.

Und wenn Unternehmen Mitarbeiter ins Büro holen müssen, um sie zum Arbeiten zu motivieren, sollte vielleicht das Recruiting hinterfragt werden. Die richtigen Mitarbeiter brauchen keine Peitsche – sie sind intrinsisch motiviert.

Wie arbeitet ihr bei SRE und welche Bedeutung hat das Büro als Raum mit Blick aufs Thema „New Work“ für euch?

Copyright der Bilder: SEIL REAL ESTATE

Als Immobilienunternehmen hat das Büro als Raum große Bedeutung für uns.

Das SRE Office in Frankfurt wurde bewusst so eingerichtet, dass man sich wohlfühlen kann.

Hier wurde entsprechend investiert, um einen Ort zu schaffen, in dem sich die Mitarbeiter und Kunden gerne aufhalten. Wir erleben immer wieder im SRE Office, wie sich Raum und Atmosphäre positiv auf Gespräche auswirken können.  

Vielen Dank für das Interview zum „freien Freitag“ und New Work bei SEIL REAL ESTATE!

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