Der Walderdorffer Hof in Limburg – ausgezeichnetes Denkmal-Sanierungsprojekt der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung

Der Walderdorffer Hof im hessischen Limburg an der Lahn wurde mit dem „Großen Denkmalpreis“ für die erfolgreiche Sanierung ausgezeichnet. Das Gebäude hatte die Reinhard & Sonja Ernst Stiftung erworben und behutsam revitalisiert.

Auszeichnung des Sanierungsprojektes „Walderdorffer Hof“ mit dem Großen Denkmalpreis für Reinhard und Sonja Ernst

Im Rahmen eines Festakts auf Schloss Dyck bei Düsseldorf hat die Stiftung der Deutschen Burgenvereinigung (DBV) am 17. Mai 2025, zum achten Mal seit 2015, ihren Großen Denkmalpreis verliehen. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an das Unternehmerpaar Reinhard und Sonja Ernst aus Wiesbaden. Die feierliche Preisverleihung erfolgte durch den Vorsitzenden der DBV-Stiftung, Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Die Laudatio hielt Dr. Karl Graf zu Eltz, der letztjährige Preisträger.

Reinhard Ernst, Sonja Ernst, Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn bei der Preisverleihung des Denkmalpreises für die Sanierung des Walderdorffer Hofes Limburg
Preisverleihung im Mai 2025: (vlnr) Reinhard Ernst, Sonja Ernst, Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn
© Reinhard und Sonja Ernst-Stiftung

Mit einer Dotierung von 10.000 Euro zählt der Preis zu den höchstdotierten privatwirtschaftlichen Ehrungen für den Erhalt des baulichen Erbes in Europa. Schon im Jahr 1989 hatte das Ehepaar Ernst in der Altstadt von Limburg den stark verfallenen Walderdorffer Hof erworben. Es folgte eine umfassende Sanierung. Anschließend wurde der Walderdorffer Hof einer Nutzung durch Wohnungen, Einzelhandel und Gewerbe zugeführt. Ein willkommener Anlass, um sich dieses beeindruckende Revitalisierungs-Projekt einmal genauer anzuschauen.

Über den Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn

Blick durch ein geöffnetes Tor in den Innenhof des Walderdorffer Hofes in Luimburg
Blick durch das Tor in den Innenhof
© Reinhard und Sonja Ernst-Stiftung

Die Anlage wird erstmals 1435 als Sitz verschiedener Familien erwähnt – zunächst des Händlers Eschenauer, später des Adligen von Diez. Durch die Heirat Eva von Diez’ mit Philipp von Walderdorff (1507–1556) gelangte der Hof 1539/40 an die Familie Walderdorff. 1559 erwarb Eva von Diez ein weiteres Gebäude mit Stallungen, um dort ein Brauhaus zu errichten. Den Ausbau des Hofes prägten Wilderich von Walderdorff (1617–1680), Fürstbischof von Wien, und sein Bruder Johann Philipp (1620–1689), Domherr von Speyer und Trier.
Lies hier mehr zu den Anfängen und der Geschichte bei der Reinhard & Sonja Ernst Stiftung.

Baumeister aus Italien wirkten beim Bau des Walderdorffer Hofes mit

Johann Philipp vergab Aufträge für die Arbeiten an der Anlage vornehmlich an italienische Baumeister. Der Festungsbaumeister Antonio Rigi übernahm die Bauplanung.
Bartolomeo Banizo hatte die Bauaufsicht. Die Bauausführung erfolgte durch den Steinmetzmeister Giovano Angelo Barella und den in Limburg ansässigen Maurermeister Johann Maus.

Der Einsatz italienischer Baumeister war im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa weit verbreitet, insbesondere im Bereich des Barockbaus. Italienische Architekten und Handwerker aus Regionen wie der Lombardei, dem Tessin und Graubünden waren bekannt für ihre Expertise im „stilo nuovo“ (neuer Stil), der den Barock prägte. Ihre überlegene Werkstattorganisation und die Ausbildung an den großen Vorbildern in Rom machten sie zu gefragten Fachleuten für anspruchsvolle Bauprojekte.

Lesetipp für Italien-Fans
Der Traum vom Hausbau in der Toskana – als Architekt zwischen Deutschland und Italien

„Denkmal anders…“ – Wandel vom Stadtpalais zur zeitgemäßen Mischnutzung

Historische Aufnahme des Walderdorffer Hof in Limburg vor der Sanierung des Denkmals
Historische Aufnahme des Walderdorffer Hof vor der Sanierung
© Reinhard und Sonja Ernst-Stiftung

Der Walderdorffer Hof unterlag im Laufe der Jahrhunderte einem stetigen Wandel.

Als Adelspalais mit einem Fürstenzimmer für Johann Philipp von Walderdorff wurde der Hof von ihm selbst eher selten genutzt. Stattdessen lebten die ledig gebliebenen Schwestern dort. Später dienten die Räumlichkeiten unter anderem den Pallottinern, einer Gesellschaft apostolischen Lebens in der römisch-katholischen Kirche, als erster Sitz in Deutschland.
Im nordwestlichen Bereich der Hofanlage befand sich ein Haus mit Stallungen. Ursprünglich gehörte dieses dem Limburger Schultheißen Johann Staudt und wurde später als Brauhaus genutzt. An dieser Stelle entstand ein Wirtschaftsgebäude mit einem großen Torbogen und einem Wappen. Das Erdgeschoss mit Kreuzgewölbe, mit direktem Zugang von der Löhrgasse aus, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Schmiedewerkstatt genutzt.

Nach seiner letzten Sanierung wurde der Gebäudekomplex für Geschäfts- und Büroräume nutzbar gemacht und sogar Wohnungen sind entstanden. Der Walderdorffer Hof gehört heute zum Immobilienbesitz der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung.

Altes erhalten, Neues gestalten – Erhalt des historischen Gebäudes

Massive Mauer
© Reinhard und Sonja Ernst-Stiftung

Wir fördern Kunst und Kultur, setzen uns für Kinder und ältere Menschen ein und wirken im Denkmalschutz. Wir initiieren über unsere Stiftung ausschließlich Projekte, zu denen wir einen persönlichen Bezug haben und von deren Wert für unsere Gesellschaft wir überzeugt sind.

Reinhard + Sonja Ernst

Dieses Zitat von der Website der Reinhard und Sonja Ernst Stiftung (Quelle) unterstreicht das Engagement des Ehepaares Ernst für den Erhalt und die Wiederbelebung denkmalgeschützten Bestandes.

Reinhard Ernst hatte als Unternehmer in Limburg an der Lahn gleich zwei Unternehmen aufgebaut:
die Harmonic Drive AG und die OVALO GmbH.
Der persönliche Bezug zur hessischen Stadt bestand also bereits lange bevor er und seine Frau mit der Stiftung den Walderdorffer Hof erworben haben.

Luftaufnahme des Walderdorffer Hof in Limburg

Luftaufnahme Limburg Walderdorffer Hof
© Reinhard und Sonja Ernst-Stiftung

Herausforderung Revitalisierung von denkmalgeschütztem Bestand

Revitalisierung denkmalgeschützter Bausubstanz ist anspruchsvoll, da technische, rechtliche und gestalterische Herausforderungen aufeinandertreffen.
Es gilt, unter Einhaltung der Auflagen des Denkmalschutzes, eine Balance zu finden. Zwischen Bewahrung der historischen Substanz und der Anpassung an eine zeitgemäße Nutzungsanforderung (z. B. Barrierefreiheit, Brandschutz, Haustechnik). Die Ergänzung neuer Elemente (z. B. Aufzüge oder moderne Anbauten) müssen sich gestalterisch zurücknehmen oder in den historischen Kontext einfügen, ohne diesen zu verfälschen.

3 spannende Revitalisierungs-Projekte, die die gelungene Umnutzung und Wiederbelebung von denkmalgeschütztem Bestand zeigen, könnt ihr in unserem Interviewbeitrag lesen.

Denkmal-Revitalisierung
3 Fragen, 3 Architekten #3 – DenkMal anders: Revitalisierung und neue Nutzung von Denkmälern

Hier könnt ihr ein weiteres Projekt des Unternehmers Reinhard Ernst entdecken

Auch spannend
Wo Architektur, Kunst und Menschen zusammenkommen – ein Ort der Begegnungen in Wiesbaden | Neueröffnung des mre (Museum Reinhard Ernst)

Altes erhalten, Neues gestalten – mehr zu Denkmal- und Revitalisierungs-Projekten mit unserem Newsletter

Ihre Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Ihre Anmeldung war erfolgreich.

Newsletter the good place

Melden Sie sich zu unserem Newsletter an, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Und wenn ihr euch mehr für Interior Design und Inneneinrichtung interessiert, schaut doch mal in den Beitrag zu organisch geformten Möbeln

Lesetipp
Organische Möbel – natürliche Eleganz für deinen persönlichen Wohlfühlort
Scroll to top
Close