3 Fragen, 3 Architekten #2 – NEW WORK: Architektur und Konzepte der Neuen Arbeitswelten

Copyrights Bilder:
Porträtfotos:
Susanne Brückner – Brückner Architekten München
Carina Hölzer – König + Neurath AG
Markus Bier – MEMOX (©D&R Dürr)
Titelbild – Google; Brückner Architekten München

Location-Bilder:
Google – Brückner Architekten München
Eintracht Frankfurt – König + Neurath AG
Workshop – König + Neurath AG
Quontigo – designfunktion
MEMOX – MEMOX / ©D&R Dürr

Susanne Brückner

BRÜCKNERINNEN
München

#HERZENSPROJEKT
Google München


“Dahoam für Google” sagen wir bei BRÜCKNERINNEN zu diesem Projekt, das ich als eines meiner Herzensprojekte bezeichnen kann.

Wir hatten das Ziel, ein Zuhause zu schaffen an einem Ort, wo man eigentlich nicht zuhause ist.
Das Gefühl zu vermitteln, dass einem Räume die Geschichte einer Stadt erzählen. Und den MitarbeiterInnen von Google München zu zeigen mit allem, was man eben nicht googlen kann – das war die Herausforderung!

Carina Hölzer

KÖNIG + NEURATH
Karben bei Frankfurt

#HERZENSPROJEKT
Headquarter Eintracht Frankfurt


Wir haben das Headquarter von einem Fußballverein, nämlich Eintracht Frankfurt, einrichten dürfen. Die waren am Standort in Frankfurt versprengt und sind unter ein gemeinsames Dach in der Nähe des Stadions gezogen.

Es war besonders spannend, sie dabei zu begleiten, auch was das Thema Agilität angeht, was ja erst mal per se sowieso bei denen in ihrer Berufung etabliert ist und wie die das in den Raum übersetzt haben wollten.

Markus Bier

MEMOX
Frankfurt / Eschborn

#HERZENSPROJEKT
MEMOX Standort Eschborn


Mein Herzensprojekt ist unser im Juni eröffneten MEMOX-Standort in Eschborn, mit 4 Spaces auf ca 900m² Fläche – Räume, die ich designt, gestaltet und eingerichtet habe.
Die Bistro-Corner, Tische, Whiteboards, Stifte etc. sind alles Ausstattung, welche wir selbst für uns und, wenn gewünscht, für unsere Kunden herstellen lassen. In jedem unserer Spaces, findet man immer eine Bistrozone die unsere Kunden auch während einem Workshop mit Heiß- und Kaltgetränken versorgt.

Gute Architektur in Büro- und Arbeitswelten

In der zweiten Folge unseres Interview-Formates haben wir uns mit 3 Fragen an zwei Architektinnen und einen Architekten gewendet, die dem Thema “New Work” von ganz unterschiedlichen Perspektiven begegnen.

Mit der ersten Frage widmen wir uns wieder “der Frage der Fragen” nach “guter Architektur” – diesmal speziell im Hinblick auf gelungene Architektur von “Workplaces”.

Die zweite Frage zielt darauf ab, was Architektur leisten muss, um die Mitarbeiter (wieder) ins Büro, beziehungsweise in einen “third place”, wie bei MEMOX, regelrecht einzuladen.

Die dritte Frage schließlich dreht sich um die Nachhaltigkeit einer Büro-Immobilie.

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Weitere Informationen
New Work bei MEMOX ©D&R Dürr

Vorstellung der 3 Architektinnen und Architekten

BRÜCKNERINNEN: Die Architektur von Bürowelten als Leidenschaft

Mein Name ist Susanne Brückner. Ich bin Inhaberin und Geschäftsführerin von Brücknerinnen, vormals bekannt unter “Brückner Innenarchitekten”. Wir haben es ein bisschen abgekürzt und dachten eigentlich, wir machen “Brückner Innen”. Lustigerweise ist im Münchner Sprachraum und durch das Bayerische daraus das “Brücknerinnen” geworden. Aber bevor die Frage aufkommt: ja, wir nehmen auch Männer, aber sind im Team tatsächlich aktuell nur Damen. Unsere Leidenschaft sind “Office Places”. Da haben wir auch viel Erfahrung, das machen wir seit 25 Jahren. Wir haben schon für die großen Corporates wie Google, Allianz, Axa, Kraft Food, Mondelez neue Büro-und Arbeitswelt umsetzen dürfen.

KÖNIG + NEURATH: Begleiter der “New Work Transformation” in Unternehmen

Mein Name ist Carina Hölzer. Ich arbeite seit 2004 bei König und Neurath, einem der größten europäischen Büromöbelhersteller. Im Unternehmen bin ich in der Planungsabteilung und begleite dort seit 2018 viele große Unternehmen in Transformations-Prozessen im Zusammenhang mit New Work. Ich merke, dass sich gerade in diesem Spannungsfeld zwischen Privatem und Beruf viel im Office Bereich verändert hat. Ich komme klassisch aus dem Büromöbel-Handel. Das sind ja einige unserer Multiplikatoren als Hersteller. Gerade wenn ich mit Menschen spreche über Dinge wie “Wie willst du arbeiten?” ist es wichtig, den Sinn und Zweck der Arbeit nochmal genauer zu beleuchten. Und das ist eigentlich das, was ich speziell seit 2018 vornehmlich tue.

Dabei treffen wir natürlich auf viele Unternehmen, die sich in diesem Prozess befinden, die wir begleiten, die Arbeitsplatzkonzepte zu entwickeln, die sowohl das Private, als auch das Geschäftliche vereinen. Deswegen ist es für uns natürlich wichtig, das zu verstehen – Was verstehen die Unternehmen unter „Homeoffice“ und was verstehen sie unter „Office“? Da müssen Regelwerke betrachtet werden. Das hat auch viel mit rechtlichen Fragen zu tun. Und in diesem ganzen Konglomerat sind wir als Büromöbelhersteller auch immer wieder aufgefordert, die Menschen in diesen Prozessen zu begleiten.

MEMOX: serviceorientierte “Workshop – Meeting – Conference – Spaces”



Mein Name ist Markus Bier. Ich bin als Architekt bei MEMOX seit 2019 tätig. MEMOX ist im Prinzip ein “Workshop Meeting Konferenz Space” mit Services, die wir anbieten.

Ich bin zuständig für die Entwicklung der neuen Standorte, den Ausbau, die Gestaltung, das Interieur Design, sodass sich unser Kunde wohlfühlt.

Jetzt haben wir schon ein paar Firmennamen gehört: die Eintracht, Google – das sind ja große Unternehmen. Das Thema „Neue Arbeitswelten“ betrifft aber auch die kleineren und die mittelständischen Unternehmen. Vielleicht auch insbesondere die, die sich abheben müssen – etwa, um wieder Fachkräfte anzuziehen.

Wir wollen über „Feel Good Places“ sprechen, Arbeitsorte als Wohlfühlorte.
Was ist aus eurer Sicht gute Büro-, Office- oder vielmehr “Workplace-Architektur” und welche Good Practice Beispiele kennt ihr?

Susanne Brückner
Also prinzipiell ist erst mal der Feel Good Place natürlich ein Arbeitsplatz, an dem ich alle Dinge machen kann, die ich auch zur Erledigung meiner Arbeit machen muss. Und das ist tatsächlich jetzt etwas, was sich so ein bisschen gewandelt hat. Wir haben gelernt, dass im Homeoffice konzentriertes Arbeiten plötzlich doch irgendwie besser ist als im Office. Das höre ich zumindest immer ganz oft, dass das eines der Themen ist. Da müssen wir natürlich reagieren.

Aufgrund der Knappheit der Büroflächen, die sich ja jetzt auch wieder geändert hat, hatten wir ganz viele Open Spaces gemacht. Jetzt geht der Trend ja wieder dazu, dass man wirklich mehr konzentriertes Arbeiten fördert, dass man da auch die Mitarbeiter wieder ins Büro holt, die dann konzentriert arbeiten wollen. Konzentriertes Arbeiten finde ich tatsächlich auch im Homeoffice okay. Was ich viel wichtiger finde ist eigentlich, dass wir uns austauschen, dass wir unser Wissen austauschen und dafür wieder zusammen ins Office kommen.

Da meine ich, dass diese Besprechungsthemen, die wir vielleicht aus der Vergangenheit nur durch Konferenzräume kennen, dass es da eigentlich wieder wichtiger ist, ein bisschen mehr Vielfalt in die Räume zu bringen und vielleicht auch ein bisschen entspannteres Ambiente im Besprechungsraum zu machen, entspanntere Konferenzräume, die vielleicht auch mehr an ein Wohnzimmer erinnern und mehr “Heimatgefühl” ins Office bringen, also „Homeing at Work“, sozusagen. Das finde ich momentan so ein bisschen das, was vielleicht noch fehlt.

“New Work” in einem Besprechungsraum bei Google in München (Foto: Brückner Architekten München)

Carina Hölzer
Wenn man jetzt betrachtet, welche Voraussetzungen der Raum braucht, um darin gut arbeiten zu können, da gibt es ja Grundvoraussetzungen. Etwa, dass es ergonomisch ist, dass man gute Klimatisierung hat, alles, was mit Licht zu tun hat, dass das ausreichend vorhanden ist, dass das ein Wechselspiel von diesen Komponenten ist und natürlich auch, dass die technische Ausstattung passt. Das gilt sowohl für das Office, als auch für das Homeoffice.

Quontigo in Eschborn (König + Neurath AG, Fotos: designfunktion)

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Die Frage ist ja: Was unterscheidet das eine vom anderen oder wo gibt es noch einen Benefit? Ich merke auch in den Projekten, dass die Fokusarbeit, die früher am persönlich zugewiesenen Arbeitsplatz stattfand, sich in das Homeoffice verlagert. Das ist eigentlich das, was Susanne ja auch bestätigt. Die Qualität dessen, was im „klassischen Büro“, so nenne ich das jetzt mal, stattfindet, fokussiert natürlich ganz stark auf dieses Zusammenkommen und sich austauschen. Kollaboration, co-kreative Projekte oder Prozesse – die kann ich schlecht von zu Hause aus erledigen und auch bestimmte Berufsabläufe, die kann ich, wenn ich zum Beispiel in der Fertigung bin, nicht im Homeoffice machen, das ist klar.

Konzentrierte Arbeit im Homeoffice muss im familiären Kontext möglich sein

Aber was ich zu Hause auf alle Fälle noch einen wichtigen Aspekt finde, ist, dass die räumliche Situation auch diesen Fokus gewährleistet. Ich bin in einer sehr privilegierten Lage, ein eigenes Arbeitszimmer zu haben. Das ist ja nicht in jedem Fall so. Also gerade in der Zeit, wo die Pandemie zu bewältigen war, haben natürlich auch Mitarbeiter im familiären Kontext ihre Arbeit zwischen Kind und allem möglichen Drumherum leisten müssen. Und da ist die Frage, wie weit kann ich wirklich Privatheit gewährleisten und auch wirklich fokussiert dranbleiben? In welchem räumlichen Umfeld leiste ich zu Hause, aus dem Homeoffice heraus, meine Arbeit? Und wird das dann auch vom Arbeitgeber als effizient betrachtet? Das ist ja auch noch mal ein anderes Thema, was da mitschwingt.

Das Thema Homeoffice oder Heim-Arbeit ist ja schon viel älter als die aktuelle Diskussion darüber.

Das Thema Homeoffice oder Heim-Arbeit ist ja schon viel älter als die aktuelle Diskussion darüber. Telearbeit im klassischen Sinne, die gibt es ja schon ganz lange, gab es schon in den 80er Jahren. Oder Vertriebskollegen, die arbeiten schon ganz lange entweder von zu Hause aus oder dann an ganz anderen Orten. Von daher muss man das vielleicht noch mal ein bisschen trennschärfer betrachten, was eigentlich verstanden wird unter dem Thema “Homeoffice”.

Markus Bier
Wir haben uns auch die Situation zugute geführt und haben angefangen, Meeting-Räume anzubieten aufgrund genau dessen, dass es jetzt viele Unternehmen gibt, wo alle im Homeoffice arbeiten, ihre Räumlichkeiten reduzieren – somit ist MEMOX entstanden. Das heißt, wir bieten aktuell Meetingräume an, meistens zwischen zwischen fünf und sechs Räumen, zwischen 50 und 300 Quadratmeter.

MEMOX in Eschborn (Foto: MEMOX / ©D&R Dürr)

Ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem Energie fließen kann

Die statten wir aus und wenn es darum geht, eine gute Architektur für Workplaces zu schaffen, dann zählt dazu, dass wir gute Sichtachsen haben, immer einen Blick ins Grüne oder zum Beispiel die Skyline von Frankfurt ins Auge sticht. Die Räume sind alle recht groß, sodass ich mich viel bewegen kann. Was wir vom Kunden immer hören, ist „Die Energie muss dann fließen in den Workshops“. Es muss agiles Arbeiten gut möglich sein.

Die Möbel von uns sind alle beweglich, sodass man sich sein Arbeitsumfeld fürs Meeting so schaffen kann, wie man es braucht. Und was wir noch festgestellt haben, was ganz wichtig ist, ist ein “360 Grad Service”. Bedeutet zum Beispiel, dass wir uns um den Kunden im Prinzip vom Eintreffen oder auch schon vorher komplett kümmern. Wie ist die Anfahrt? Wo könnt ihr parken? Was gibt es zu essen und wer kümmert sich um was? Und das ist das, was gut ankommt – was eigentlich noch fast wichtiger ist als der Raum an sich.

Die Kombination macht es dann bei uns aus und unser Erfolg spricht auch für uns, was das angeht.

Foto: MEMOX / ©D&R Dürr

Das ist tatsächlich ein interessantes Thema – “Leute abzuholen”. Insbesondere, wenn wir über Großstädte wie Frankfurt sprechen. Die Leute haben ja teilweise die “idyllische Vorstellung”, das Team Event oder Incentive “im Grünen” zu machen. Aber es soll trotzdem so sein, dass die Kollegen und Mitarbeiter alle idealerweise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommen können. Und dann hat man im Prinzip die “eierlegende Wollmilchsau”, die man sucht. Dann ist aber so ein Space, wo man eben als Alternative etwas wie eine Skyline, vielleicht sogar eine Dachterrasse oder ähnliches hat, vielleicht auch eine ganz schöne Alternative zum Grün.

Markus Bier
Vielleicht kann ich noch kurz ergänzen, dass wir immer vermehrt angefragt werden als Zusatz zur neuen Entwicklung. Das heißt, in Frankfurt wird ja auch vieles vor-entwickelt, wie diese ganzen Großprojekte. Dann werden wir schon als Alternative mit angesehen, das Gebäude zu bereichern, sodass alle Büroanbieter, die mit einziehen, von Beginn an eigene Meetingräume reduzieren und das Thema “Conference Meeting” im Prinzip vom Landlord an uns abgegeben wird und dann schon Flächen für uns vorgesehen werden.

Tischkicker bei Google in München (Foto: Brückner Architekten München)

Susanne, was muss denn aus deiner Sicht gute Architektur leisten, um die Mitarbeiter regelrecht ins Büro einzuladen? Ist das noch der Tischkicker?
Was hast du für Erfahrungen aus deinen Projekten?

Susanne Brückner
Also momentan sind die Projekte tatsächlich etwas verrückter. Wir werden in Flächen gerufen, die tatsächlich erst drei, vier, fünf Jahre alt sind, wo ich sagen kann “Die haben alles richtig gemacht. Das ist genau das, was wir eigentlich vor der Pandemie gesagt haben.” Super, Haken, Haken, Haken, da ist alles da, was man sich eigentlich so wünscht. Und trotzdem sind die Mitarbeiter nicht im Office! Und das ist eigentlich die größere Herausforderung, dass wir genau dahin schauen müssen.

“Wie wird der Arbeitsalltag im Büro wieder attraktiver?”

An was liegt es denn jetzt? Und da kann eigentlich nur Mitarbeiterbefragung helfen, die Chefs interviewen, wirklich mal ins Unternehmen hinein fühlen, was ist passiert, wieso kommt denn keiner mehr? Natürlich, damals standen wir vor einem Schock und mussten ins Homeoffice und jeder fand das Homeoffice unangenehm oder unliebsam. Arbeiten am Küchentisch, kein ordentlicher Stuhl etc. – Aber wir haben es uns schön gemacht zu Hause und haben dann erfahren, dass es super ist, dass man zwischendurch ganz viele andere Sachen erledigen kann. Dieser “Luxus” sozusagen – Haushalt gemacht, gearbeitet, dabei noch top gestylt, keine Pendel-Wege, was will man mehr? Wieso sollte ich zurück ins Office? Aber genau darauf müssen wir reagieren. Wir müssen schauen: wie können wir eigentlich diesen Arbeitsalltag auch wieder so attraktiv machen?

Einblicke in die Münchener Google-Arbeitswelten (Fotos: Brückner Architekten München)

Viele Kantinen stehen zum Beispiel auch leer. Wieso nicht einfach auch mal die Kantine fragen “Könnt ihr für mich heute Abend catern, wie schaut es denn aus?” – Stellt euch vor: drei Köche, 300 Essen normalerweise und dann nur 20 Leute anwesend. Vielleicht können wir einfach mit solchen verschiedenen Modellen diesen Weg wieder erleichtern. Ich bin prinzipiell auch kein Freund von Zwängen. Aber ich denke auch, dass die Anwesenheit im Büro zu einem gewissen Teil, eine 50/50 Regelung oder so etwas, das würde auch tatsächlich mal wieder helfen, diese Scheu zu nehmen, dass man einfach sagt: “Kommt jetzt mal wieder. So schlimm ist es gar nicht im Büro. Hat auch seine Vorteile”.

Neue Arbeitswelten erfordern neues Denken und andere Herangehensweisen

Und natürlich, man hat dann immer so ein bisschen Angst. Man geht ins Büro, der Lieblingsmitarbeiter ist nicht da, es sind dann nicht immer nur dann die Lieblings-Leute da, sondern man erwischt einen blöden Tag, wo genau die Leute da sind, die du eh nicht sehen wolltest und lauter solche Sachen. Aber da helfen natürlich auch dann solche Buchungssysteme, wo ich sagen kann, ich kann mich mit meiner Gruppe oder meinem Projektteam schon einbuchen. Wir machen vielleicht auch fixe Tage. Also es bedarf wesentlich mehr als eigentlich nur gut gestaltete Räume oder Innenarchitektur.

Es bedarf wesentlich mehr als eigentlich nur gut gestaltete Räume oder Innenarchitektur.

Susanne Brückner

Man muss ein bisschen reinfühlen, was braucht der Mensch? Gerade so als Initialzündung, dass es wieder klappt. Wenn du einmal den Weg wieder Richtung 50-50 geschafft hast, funktioniert das ganze Unternehmen wieder. Am Anfang muss man fast schon ein bisschen mehr Psychologie in der Innenarchitektur machen.

Ich könnte mir vorstellen, dass, wie du beschreibst, 50/50 nicht zwingend bedeutet, du bist zweieinhalb Tage im Büro, sondern die Leute können sich den Arbeitstag so gestalten, dass die Frühaufsteher morgens um sechs zum Beispiel schon anfangen und im heimischen Arbeitszimmer die ersten Arbeiten machen. Dann fahren sie irgendwann gegen zehn, elf Uhr rum ins Büro, haben nicht mehr die Stoßzeiten beim Verkehr und arbeiten dann drei, vier Stunden im Büro. Dort können sie die Termine mit den Kollegen abarbeiten, das, was vor Ort funktionieren muss.

Und dann fahren sie heim und machen am Nachmittag noch mal zwei, drei Stunden im heimischen Arbeitszimmer, wo sie dann wieder konzentriert arbeiten müssen. Dabei haben sie aber jeweils die Chance, genau diese Kernzeiten, zu denen die Autobahnen und die Bahnen voll sind, ein bisschen zu umgehen. Und dadurch kann es auch attraktiver werden zu sagen “Okay, ich komme auch mal ins Büro – es ist ja nur für zwei Stunden”. Wie du beschreibst, sind vielleicht nicht gerade die “gewünschten” Kollegen vor Ort – die hat man ja immer – aber man “muss sie dann ja nur zwei Stunden aushalten”.

Carina Hölzer
Ich kann dem eigentlich nur beipflichten was Susanne sagt, dass man halt einfach die Organisation ganzheitlich im Vorfeld betrachten muss und auch schauen muss, welches Kulturverständnis die Organisation hat und inwieweit denn das Thema des von zu Hause aus Arbeitens auch kulturell schon verankert ist. Oder welchen Reifegrad haben die? Haben die so viel Vertrauen zu ihren Mitarbeitern, das zu gewähren und zu sagen „Okay, ihr arbeitet hier genauso konzentriert und intrinsisch motiviert, wie ihr das zu Hause pflegen würdet?“.

Workshop bei Eintracht Frankfurt (Foto: König + Neurath AG)

Jetzt würde man uns als Büromöbelhersteller keine Unternehmensberatung anvertrauen. Aber wir haben gemerkt, wir müssen uns in dem Bereich “aufschlauen”: Wie können wir dieses bewerten oder wie können wir jenes messbar machen? Wir haben die “Work-Culture-Map” als ein digitales Tool generiert und auch den “Style Finder”, um zumindest datenbasiert Ergebnisse ablesen zu können, indem wir gesagt haben, wir brauchen eine Information über die kulturbildenden Dimensionen. Wir haben uns mit Unternehmen und Experten aus den Bereichen HR, Facility Management, IT etc. zusammengesetzt und gefragt: “Was ist denn wichtig oder was haltet ihr in so einem Zusammenhang für kulturprägend?”

Fragen zu Führung, Leistung und Organisation, bevor man über Möbel nachdenkt

Dabei sind sieben Dimensionen herausgekommen, die zum einen das Führungsverständnis beleuchten und den Grad der Technologisierung: Wie ist die Mitarbeiterzusammensetzung? Wie wird Agilität verstanden in der Organisation? Was bedeutet Kreativität? Wie wird Leistung erbracht? Und alles das bewegt sich immer in einem Spannungsfeld. Beispiel Führung – entweder autoritär oder demokratisch. Um das anzuschauen, braucht man einfach etwas, was das ein Stück weit greifbar macht. Und das versuchen wir natürlich schon im Vorfeld möglichst detailliert abzufragen. Daraus erschließt sich dann ein Fokus, auf was das Unternehmen besonders Wert legen sollte.

Wenn dann in der Ausprägung herauskommt, dass sich die Technologie verbessern müsste, dann ist das auch der Fokus, den man in der Raumplanung vielleicht darauf legen kann. Oder wenn das Führungsverständnis ein anderes ist als das, was die Belegschaft sich unter Führung wünscht, dann ist es der erste Punkt, wo man angreifen muss. Und ja, das bezieht sich dann auch auf das Gewähren der Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Dann gibt es Dinge wie Vertriebs-Vereinbarungen, die das regeln, was auch Sinn macht. Die Arbeitszeit muss gemessen werden, aktuell sogar von den Disziplinen, wo das früher nicht der Fall war, also hier zum Beispiel bei dem Vertrieb – alles muss gemessen werden, damit man eben auch das ablesen kann.

Unter all den Aspekten ist dann dieses Möbel eigentlich das letzte, was ausgesucht wird, bevor man vorher so viele Dinge bereden und kommunizieren muss.
Also glaube ich, man muss erst das Warum, den Sinn und Zweck der eigenen Arbeit beleuchten, um dann das Wie, Wann und Wo zu definieren.

“Culture Consulting” statt Workspace Consulting



Susanne Brückner
Es ist nicht mehr das “Workspace Consulting”, es ist ein “Culture Consulting” geworden.
Das hat sich geändert.

Carina Hölzer
Das, was du sagtest, Susanne, dass man fast Psychologe sein muss, das kann ich nur bestätigen, weil das Bild dessen, wie du sein willst als Mensch, das generiert sich ja erst mal in dem eigenen Bewusstsein und dann überträgt sich das ins Außen. Dann kannst du bestenfalls in eine Umgebung geraten. Und ich glaube, ihr seid beide in Unternehmen und Umgebungen, die euch in eurem Potenzial stärken und unterstützen. Und wenn man mit solchen Menschen dann irgendwann nach der getanen Arbeit zu tun hat, dann weiß man, das ist das beste Beispiel dafür. Das kann man dann meist gar nicht irgendwo ablesen, sondern das merkt man einfach den Menschen an, ob sie glücklich und zufrieden sind, ob es gelungen ist.

Markus, ihr seid ja nicht als Unternehmensberater tätig und könnt euch nicht in die Firmenphilosophie von anderen Unternehmen hineindenken. Eure Leistung ist es im Prinzip, einen Space anzubieten, der ein gewisses Raumkonzept verfolgt, jeweils in unterschiedlichen Regionen. Man spricht ja dabei auch oft von den sogenannten „Third Places“, weder Büro, noch das heimische Arbeitszimmer.

Wie siehst du das Thema aus deiner Sicht? Wie kannst du als Architekt da auch dafür sorgen, dass MEMOX als Ort attraktiv wird?

Markus Bier
Wir suchen unsere Spaces dementsprechend schon aus, achten darauf, dass es große offene, helle Flächen sind, mit entsprechenden Blickachsen. Ein Teil der Möbel kommt aus unserer eigenen Hand von unseren eigenen Herstellern. Wir haben zum Beispiel gigantische Whiteboard-Flächen, die nahtlos aneinander gestellt in unseren Räumen zu finden sind. Und haben auch schon Tische entwickelt, die es unserem Kunden ermöglichen, seine agilen Meetings, seine hybride Arbeitswelt selbst zu gestalten.

Wir haben den sechsten Standort in Eschborn eröffnet, Mitte diesen Jahres. Und wir gucken, dass wir die “Hands on” Mentalität aufrecht erhalten, dass der Kunde sich im Raum wohlfühlt, dass er auch unsere Möbel und alles anfassen kann und sich nicht irgendwie erschreckt und denkt „Oh teurer Stuhl, darf ich mich nicht drauf setzen“. Das ist unser Thema.

Foto:MEMOX / ©D&R Dürr

Gerade das letzte ist glaube ich ein sehr spannender Punkt. Die Leute sind ja extrem unterschiedlich. Der eine nach dem Motto „Das ist nicht mein Ort, ich kann mit den Sachen umgehen, wie ich will“, der andere ist eher vorsichtiger. Und, wie du beschreibst, traut sich fast nicht, sich auf ein Sofa zu setzen, weil es eben nicht seins ist und vielleicht “zu hochwertig”. Man will ja ja nichts kaputt machen… Susanne hat es in dem Zusammenhang eben schön die Wohnzimmer Atmosphäre beschrieben…


Markus Bier
Wir haben ja vom vom Bankvorstand bis zum Lego Serious Play Coach alle bei uns. Die sitzen alle, ob mit Schlips oder ohne, im Sitzsack oder in irgendwelchen Lounge Ecken – und fühlen sich da wohl. Das ist das Wichtigste, dass alle ein schönes Erlebnis haben.

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Diese ganzen Themen – Remote Work, Mobile Office, Workation – das sind alles Dinge, die bei der digitalen Arbeit die Art der Zusammenarbeit, wann wir arbeiten, wo und wie wir arbeiten, erheblich beeinflussen.
Wenn wir auf die Immobilie, das Objekt an sich, gucken, brauchen wir mehr Flexibilität und müssen auch Umnutzung bestehender Objekte bedenken. Frankfurt, sicherlich München genauso, hat einiges an Leerstand bei den Büroflächen, was möglicherweise dann irgendwann zu Wohnraum wird.

Andersherum werden alte, verlassene Industriehallen umgenutzt als Coworking-Hubs oder Innovations-Treffpunkte. Gerade dadurch, dass man eben in so einer alten Halle ist, strahlen diese dann oftmals einen ganz eigenen Charme aus.
Das sind zwei mögliche Richtungen.

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Wo seht ihr denn Vor- und Nachteile bei der Arbeit im Büro auf der einen Seite, dem Arbeiten im heimischen Arbeitszimmer oder zum Beispiel dritten Orten, wie Meeting Spaces, externen Büros oder auch Coworking Hubs? Zum Beispiel auch mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit und den Lebenszyklus von einer Immobilie.

Markus Bier
An dem Thema Immobilie sind wir ja immer nah dran. Das heißt Gott sei Dank haben wir mittlerweile den Luxus, dass Landlords auf uns zukommen und uns Immobilien anbieten. In München haben wir uns bis jetzt die Zähne ausgebissen, einen Space zu kriegen. Da ist es wirklich immer noch, auch in der aktuellen Lage, schwierig, an eine gute, zentrale Bürofläche zu kommen.

Zum Beispiel in Frankfurt, da klappt es ganz gut. Und da sieht man immer mehr die Entwicklungen, dass auch in den neuen Türmen, die gebaut werden, da wird auch schon immer gleich Wohnen mit Büro und Meeting oder auch mit „Einkaufswelten“ vereint. Es gibt immer mehr diese kleineren, in sich stimmigen Konzepte, die alles anbieten. Und wir zum Beispiel sind jetzt aktuell nur mit einem unserer Standorte, im Marienturm, in einem Neubau. Ansonsten nutzen wir meistens wirklich bestehende Immobilien, die umstrukturiert werden. Wir passen die dann entsprechend unseren Bedürfnissen an, was eigentlich immer sehr gut funktioniert.

Du hast vorhin das Thema angesprochen hast, dass ihr einen Rundum Service anbietet. Merkst du bei Anfragen, dass auch das Thema Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen nachgefragt wird? Also dass Kunden bewusst fragen: Wie ist die ÖPNV Anbindung? Können die Mitarbeiter alle mit der Bahn anreisen? Achtet ihr bei den ganzen Organisationen vor der eigentlichen Veranstaltung da auch schon auf das Thema?

Markus Bier
Auf jeden Fall. Wir mieten auch gar keine Parkplätze mehr an bei unseren Locations. Das heißt, die meisten kommen schon mit der Bahn oder den öffentlichen Verkehrsmitteln und wir sind jetzt auch dran, Nachhaltigkeits-Guides für unsere Standorte zu entwickeln, weil auch wir immer merken, dass immer mehr der großen Firmen auf ihren CO2-Abdruck achten. Und dann auch gucken, wo sie sich einmieten. Das merken wir schon – und gehen da auch mit der Zeit.

Susanne, wie sieht es in München aus?

Susanne Brückner
Erstmal gerade an Markus noch mal eine Frage: ich werde ja zu vielen großen Objekten von großen Companies gerufen, weil die Leute nicht wieder ins Büro kommen. Wäre denn da nicht mal ein Zusammenschluss vielleicht sinnvoll? Die Unternehmen versuchen natürlich, ihre Leute erst mal zurückzubekommen, zahlen aber trotzdem die Miete von ihren großen Flächen, die natürlich Leerstand haben.

Dabei könnte ich mir auch gut vorstellen, dass sich da eine Kooperation ergeben kann. Was macht man mit diesen gut ausgestatteten Komfort in den Büros, die jetzt noch gut ausgestattet sind? Wartet man noch zwei, drei Jahre, dann sind sie für mich auch alt. Das ist nämlich meine nächste Sorge, die ich schon schweben sehe: dass in diesen ganzen neu eingerichteten Offices, die jetzt leer stehen, tatsächlich dann, wenn die Leute wieder in Vollzeit zurück sind, dort die Technik veraltet ist.


Markus Bier
Ja, das ist auf jeden Fall eine gute Symbiose, glaube ich auch. Auch wir werden jetzt zum Beispiel angefragt von den Firmen, die bei uns Kunden sind, ob wir ihnen Planungen oder auch Räume der gleichen Art sozusagen zur Verfügung stellen können, was wir natürlich dann auch gerne machen.

Susanne Brückner
Das ist auch sehr toll. Wir versuchen tatsächlich, die Routinen, die wir im Alltag im Homeoffice gelernt haben, ins Büro zu übertragen.Sprich, wir versuchen ganz oft reinzuhören:
was waren eigentlich die Routinen, die dich am meisten entlastet haben in deinem Alltag? Es geht ja tatsächlich um grundsätzlich Entlastung, nicht nur in der Arbeit, sondern auch im privaten Bereich. Wie können wir da weiterhelfen? Wie können wir das anbieten? Was waren zum Beispiel besondere Routinen, die du wahnsinnig schön fandest im Homeoffice, die jetzt vielleicht fehlen?

Routinen mit einbinden und Vereinbarkeit on Familie und Beruf ermöglichen

Mittagessen mit dem Partner könnte natürlich auch in der gemeinsamen Kantine stattfinden. Wieso eigentlich nicht? Oder eben auch wegen diesem Leerstand: warum nicht dann Co Work Places für die Partner mit anbieten auf Flächen, die ja sowieso leer stehen, dass man einfach zusammen auf die Arbeit fährt. Wir versuchen, Routinen mit einzubinden.

Die Nachhaltigkeit der Immobilien finde ich ganz spannend. Da natürlich jetzt bei den meisten Konzernen oder auch Family Offices oder Mittelständlern definitiv ein hybrides Arbeiten stattfindet, ist es natürlich so, dass man Wachstum erst mal in der Immobilie, die man hat, vollziehen kann.

Also sprich, wenn ich einen Anteil vom Homeoffice zu Office von 50 Prozent habe, kann ich mich von der Mitarbeiterzahl fast verdoppeln und eigentlich reicht meine Immobilie immer noch aus, was erst mal per se nachhaltig ist. Abgesehen davon natürlich: die eine Hälfte bleibt zu Hause, hat dann keine Arbeitswege, somit auch kein Auto etc.. Also es hat insgesamt ganz, ganz viele Vorteile, wenn wir offen denken.

Es braucht gegenseitiges Vertrauen bei der Arbeit im Homeoffice

Einer der wichtigsten Punkte ist das Vertrauen vom Arbeitgeber und von den Mitarbeitern, dieses Vertrauen nicht auszunutzen. Und dann kommen wir, so wie es jetzt angefangen hat, auf eine ganz schöne Basis, die uns wahrscheinlich wirklich länger gesund lässt, weil ich natürlich, wenn meine Kinder krank sind, auch zu Hause bleiben kann. Wie toll ist das denn? Das war früher nicht möglich. Entweder, man musste sich mit krankmelden oder man kann jetzt mitarbeiten.
Es sind so viele positive Aspekte, die wir als Menschen gewonnen haben, die ich auch selbst nicht mehr missen möchte. Und wie Carina vorhin schon sagte, es gehört so ein bisschen eine Disziplin, es gehört auch eine neue Kultur dazu, die man vielleicht auch festschreibt.

Wie möchte ich mir begegnen? Wie ist das Verständnis Mitarbeiter versus Mitarbeiter? So, dass auch alle Mitarbeiter denken, sie werden gleichberechtigt behandelt. Das ist ja eher der Punkt: wenn du dich nicht jeden Tag siehst, denkst du vielleicht, der eine arbeitet weniger, der andere arbeitet mehr. Also ich glaube, wenn wir da so schöne “Regeln” finden, das fand ich ein ganz nettes Wort, wenn wir “Spielregeln” finden, wie wir miteinander umgehen, dann glaube ich, ist das ein wahnsinnig zukunftsfähiges Modell und insofern dann natürlich auch “nachhaltig”.

Carina Hölzer
Das, was Markus vorhin sagte, dass die Unternehmen auf einen zukommen und Unterstützung brauchen beim Neugestalten oder Nutzen von Flächen, das erlebe ich gleichermaßen. Ich glaube, man muss einen Unterschied machen zwischen Immobilien, die neu entstehen und dem Bestand. Bei Neubau kann man natürlich vieles schon im Vorfeld bedenken, gerade was Nachhaltigkeit angeht. Da gibt es ja die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, die dann auch ein Stück weit das, was vom Gesetzgeber – zu Recht und zum Glück – eingefordert wird, in Bezug auf die Zertifizierungsgrade von Immobilien und so weiter, mitbringt.

Vor- und Nachteile von reduzierter Bürofläche und Homeoffice müssen im Dialog geregelt werden

Aber das sieht beim Bestand nochmal anders aus. Wenn wir uns in der Renovation befinden, dann ist man oft natürlich alleine durch das Gebäude selbst stark Restriktionen unterworfen.
Da gilt es, den Handlungsspielraum und die Leitplanken weitestgehend auszuschöpfen, indem man einfach die Flächenverhältnisse neu bedenkt, indem Sharing-Raten etabliert werden und so weiter. Man hat dann auch die Situation, dass die Unternehmen Fläche abmieten, gerade die großen Firmen, und das dann verlagern. Die Frage ist nur: aus welcher Sichtweise kann man einen Vorteil für den einen oder anderen daraus erkennen. Dann werden einfach Energiekosten und so weiter auf den Arbeitnehmer übertragen, der aus dem Homeoffice arbeitet, der sich wiederum fragt: “Wieso sollte ich das mitmachen?”.

Das, was bei dem einen den Vorteil darstellt, nämlich nicht fahren zu müssen, ist auf der anderen Seite auch ein Stück weit wieder nachteilig, oder könnte es sein. Ich glaube, da muss man wirklich auch genau hingucken und das gemeinsam im Dialog regeln. Und wenn ich das jetzt auf unser Thema Möbel übertrage, glaube ich, geht man mit einem anderen Blick auf Gestaltungsaufgaben auch in der Produktentwicklung heran, dass das Element selbst immer noch einen Nutzen außer dem hat, den es eigentlich haben sollte als Stuhl.

Unterschiedliche Anforderungen an Büromöbel und heimische Sitzmöbel

Alles das, was mit hybriden Arbeitsinhalten zu tun hat und trotzdem diese ganzen Themen der Zertifizierung erfüllen muss. Das ist ja, wenn ich mich privat einrichte, bei vielen noch nicht so etabliert und im Verständnis, dass das auch eine TÜV Zertifizierung braucht, damit es der Arbeitssicherheit gemäß eingesetzt werden kann. Da herrscht noch zwischen Office Möbeln und normalen Wohnmöbeln eine Diskrepanz. Weswegen zum Beispiel Soft-Seating Elemente, die aus dem Kontext des Büros kommen, eine andere Festigkeit haben – das muss als Arbeitsmöbel noch durchgehen, was es im privaten Bereich nicht braucht.

Von daher vergleicht man da manchmal unterschiedliche Dinge. Was aber den Planungsprozess selbst angeht, glaube ich, haben wir jetzt alle drei abgelesen, dass die Diversität der Schlüssel ist. Sowohl in einer Organisation selbst, als auch dabei, alles möglich zu machen, an dritten Orten zu arbeiten, im Homeoffice und so weiter. Ich glaube, das kann man gesamtgesellschaftlich übertragen, dass man das auch in einem größeren Kontext von außen betrachtet, für eine Wirtschaft, für eine wirtschaftliche Situation als Maßstab setzen kann. Da ist man wahrscheinlich gut beraten, wenn man das ermöglicht, weil man eben dann viel schneller reagieren kann.

Neue Bürowelten langfristig denken – Refurbishment von Möbeln wird relevanter

Man trifft eine Entscheidung für eine Einzelkomponente, für einen Stuhl oder einen Tisch, dann macht man daraus Module und übersetzt das in die Fläche. Dann bewirbt man eine Standardisierung, die nicht nur Gültigkeit hat für ein Jahr, für eine Funktion, sondern die ich dann eben auch in einem anderen Funktionskontext einsetzen kann. Darauf basieren ja die ganzen agilen Themen und das macht es nochmal einfacher, in größeren Zyklen zu denken.

Und diese ganze Thematik mit Refurbishment und Zweitnutzung von Möbeln, das ist etwas, das bei uns immer öfters in den Projekten angefragt wird und das wird auch mit Sicherheit nicht weniger, sondern eher mehr werden.

Ich gehe davon aus, dass auch Unternehmen, die produzieren, dazu veranlasst werden, einfach zirkular-ökonomisch zu denken und nicht mehr nur linear. “Es kommt Material rein, geht da raus und dann habe ich damit nichts mehr zu tun” – Das wird einfach nicht mehr passen. Von daher ist das der nachhaltige Aspekt dessen, dass man einfach aufgefordert ist, das ganzheitlich zu betrachten.

Vielen Dank an euch drei für eure Antworten.

Wir sprechen im Kern bei “the good place” über gute Architektur, über Städtebau, über Stadtentwicklung, über Immobilien letzten Endes. Aber damit ist es ja in dem Fall gar nicht getan. Das Thema, ihr habt es ja alle einheitlich gesagt, ist komplexer:

Organisationen arbeiten agil. Der Raum ist gar nicht das, was entscheidend ist, sondern die komplette Organisation dahinter beeinflusst eben letzten Endes auch, wie der Raum gestaltet sein muss. Bis hin, wie Carina es beschrieben hat, zum Möbel, was eigentlich ganz zum Schluss erst kommt.

Ich glaube, dass teilweise in den Firmen noch ein Problem ist, dass sie schöne Konzepte sehen, die anderswo funktionieren und sie “das dann auch wollen” – und gestalten dann einen Raum, der aber nicht zu ihrer Arbeitsweise passt.
Ein Beispiel: die “offene Tür” vom Chef. Wenn das von der Unternehmensführung nicht gelebt wird, dann wird das auch nichts bringen, das irgendwie räumlich abzubilden. Schlichtweg, weil es einfach nicht authentisch ist und nicht passt, wenn man eben nicht agil, sondern mit einer Hierarchie arbeitet.

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