Architektur von Kulturbauten – stadtbildprägende Meisterwerke (+ First Look: Museum Reinhard Ernst Wiesbaden)
Kulturbauten: Architektonische Meisterwerke, die ganze Stadtbilder prägen
Kulturbauten sind oftmals architektonische Juwelen, die kulturelle Ereignisse und Erlebnisse ermöglichen. Mit Blick auf das Thema Städtebau fungieren sie aber zeitgleich als markante Wahrzeichen. Atemberaubende Entwürfe, kreative, teils künstlerische Strukturen ziehen weltweit Besucher an und prägen Stadtbilder.
Die Entwicklung außergewöhnlicher Kulturbauten ist zunächst ein nicht zu unterschätzender Zeit- und Kostenfaktor. Langfristig betrachtet entstehen über den zusätzlichen – oder gänzlich neu entstehenden – Tourismus jedoch einige Vorteile. Eine Stadt oder Region profitiert im Idealfall durch entstehende Berufsperspektiven, zum Beispiel in der Gastronomie und durch den Bau und Betrieb neuer Hotels oder ergänzender Destinationen, Aufenthaltsmöglichkeiten und Mobilitäts-Lösungen. Die Stadt erfährt eine Aufwertung – für die Besucher und Bewohner.
Im Beitrag stellen wir fünf bemerkenswerte Kulturbauten vor, die zum einen durch ihre Architektur, zum anderen durch kulturelle Bedeutung hervorstechen.
Kulturbauten in Deutschland – Die Hamburger Elbphilharmonie

Die Hamburger Elbphilharmonie ist ein ikonischer Konzerthallen-Komplex, der die Skyline Hamburgs schmückt. Ihre einzigartige Architektur, entworfen von den renommierten Architekten Herzog & de Meuron, kombiniert modernes Design mit historischer Hafenkulisse.
Die wellenförmige Glasstruktur, die wie eine Welle an der Elbe zu brechen scheint, verleiht ihr ein unverwechselbares Aussehen. Mit erstklassiger Akustik und einer beeindruckenden Konzertsaal-Kuppel ist die Elbphilharmonie nicht nur architektonisch faszinierend, sondern auch ein Magnet für Musikliebhaber aus aller Welt.
„Elphi“, wie die Elbphilharmonie liebevoll genannt wird, hat schon lange vor der Fertigstellung für Schlagzeilen gesorgt – leider eher negativer Art, aufgrund der Bauzeit und steigenden Baukosten. Statt der geplanten 77 Millionen Euro kamen Baukosten in Höhe von mehr als 860 Millionen Euro zusammen.
Kulturbauten in Spanien – das Guggenheim Museum in Bilbao
Das Guggenheim Museum in Bilbao, entworfen vom kanadischen Architekten Frank O. Gehry, ist ein herausragendes Beispiel für unkonventionelle Architektur. Seine außergewöhnliche Form, die Mischung aus spanischem Kalksandstein, Glas und glänzender Titanverkleidung verleihen dem Museum eine geradezu surreale Anmutung. Die organischen Linien und die futuristische Struktur des Gebäudes machen es zu einem Anziehungspunkt für Kunstliebhaber und Architekturbegeisterte gleichermaßen.


Bild von David Vives auf Pixabay
WELT-Redakteur Nicolas Van Ryk nutzte 2007 die Bezeichnung „Bilbao Effekt“ für das, was sich aus dem Bau dieses Museums entwickelte: Die Stadt wurde „vom Außenseiter zum Trendsetter“ (Quelle). Bilbao blickte vor dem Bau auf eine Vergangenheit als Industriestadt zurück: Stahlproduktion, Schiffbau, Kohle – Kunst war hier eigentlich nie ein Thema, für Touristen war die Stadt nicht attraktiv.
Die Guggenheim Foundation aus den USA suchte Anfang der 1990er Jahre einen geeigneten Standort für ein Museum in Europa. Die städtischen Vertreter Bilbaos sahen darin eine Riesenchance und Potential. Und das Vertrauen wurde belohnt:
Der 1997 fertiggestellte Bau hat der Stadt unter anderem eine Metro verschafft – und sicherlich einige der 1,6 Millionen touristischen Besucher im Jahr 2022 (Quelle).
Das Guggenheim Museum in Bilbao ist ein gutes Beispiel dafür, dass Kulturbauten zur (Wieder-)Belebung einer Stadt beitragen können.

Kulturbauten in Belgien – Das MAS – Museum aan de Stroom in Antwerpen

Das MAS ist nicht nur ein weiteres Museum, sondern ebenfalls ein architektonisches Highlight, das die Besucher mit seinem modernen Design und der faszinierenden Kombination aus dem roten Sandstein und Glas schon aus der Ferne beeindruckt. Entworfen wurde der Bau von dem renommierten niederländischen Architekturbüro „Neutelings Riedijk Architects“.
Das MAS ist ein 60 Meter hohes Gebäude, das aus abwechselnder Stein- und wellenförmiger Glas-Fassade besteht. Die unregelmäßige Anordnung dieser Elemente verleiht dem Gebäude eine dynamische Ästhetik, die Panoramaterrasse ermöglicht spektakuläre Ausblicke auf die Stadt und den Hafen (das „Eilandje“).
Das Museum beherbergt eine breite Sammlung, die die Geschichte, Kultur und den Handel Antwerpens präsentiert. Neben den Ausstellungen ist das Gebäude selbst eine Attraktion, das durch seine Architektur und seine unverwechselbare äußere Erscheinung Besucher aus aller Welt anzieht, sowohl Kultur- als auch Architekturliebhaber.
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Kulturbauten in Italien – die Uffizien in Florenz
Die Uffizien in Florenz sind ein herausragendes Beispiel für die italienische Renaissancearchitektur. Dieses Gebäude-Ensemble wurde von den Architekten Giorgio Vasari, Bernardo Buontalenti und Alfonso Parigi dem Jüngeren entworfen und zwischen 1560 und 1580 gebaut. Sie waren ursprünglich als Büros (ital. „uffici“ = Büros, daher der Name „Uffizien“) für Regierungsinstitutionen gedacht, später wurden sie jedoch zu einer Galerie für die Medici-Familie und ihre Kunstsammlung umgewandelt.
Die Architektur der Uffizien ist typisch für die Renaissance mit einer klaren Betonung von Symmetrie, Proportion und Eleganz. Die Fassade ist langgestreckt und verfügt über Arkaden im Erdgeschoss, darüber liegende Fenster und eine sorgfältig gestaltete Verzierung. Die klassischen Elemente der Renaissance, wie Pilaster, Rundbögen und Medaillons, sind in der Architektur präsent.
Die Innenräume der Uffizien sind ebenso beeindruckend. Sie sind gestaltet, um Kunstwerke auszustellen, und bieten eine großartige Kulisse für die präsentierten Meisterwerke. Die Galerie beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen und anderen Kunstwerken, die von Künstlern wie Michelangelo, Leonardo da Vinci, Botticelli, Raffael und vielen anderen geschaffen wurden.
Architektur von Kulturbauten schafft eine Gesamterfahrung
Die Architektur der Uffizien spiegelt die Pracht der Renaissance wider und trägt auch zur Gesamterfahrung der Kunstwerke bei, indem sie eine einzigartige Umgebung schafft, die die Besucher in die Welt der Kunst eintauchen lässt. So werden auch hier Besucher angelockt, die eigentlich keinerlei Bezug zur Kunst haben.

First Look:
Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden
Kunst Jedermann näher bringen – das möchte auch Reinhard Ernst mit dem neuen Museum in Wiesbaden schaffen. Der Besuch der unteren Etage wird beispielsweise ohne Eintritt möglich sein – so kann sich dieser Ort als zentraler Treffpunkt in Hauptbahnhof-Nähe etablieren.
Mit der Gastronomie wird außerdem ein Ort für Genussmenschen entstehen, der auch unabhängig von einem Museumsbesuch und den Öffnungszeiten des Museums einlädt.

Der Stifter: Reinhard Ernst
Reinhard Ernst kommt selber nicht aus einem Umfeld, in dem Kunst zum Alltag gehörte. Das Interesse entwickelte der Unternehmer und Kunstsammler erst im Laufe der Jahre und so kam eine Sammlung abstrakter Kunst aus aller Welt zusammen, die bald ein neues Zuhause in Wiesbaden finden wird. Mit dem Museumskonzept sollen ganz besonders auch junge Menschen erreicht werden.
Mehr zur Person Reinhard Ernst werden wir in einem zweiten, ausführlicheren Bericht vorstellen.
Foto: © Tanja Nitzke
Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung, Museum Reinhard Ernst

Foto Helbig MarburgerFotografen Frank Marburger, Klaus Helbig
Fumihiko Maki – berühmter Architekt plante den Wiesbadener Museums-Neubau
Quick Facts #1
Fumihiko Maki gilt als ein guter Freund von Reinhard Ernst
Quick Facts #2
2023 feierte der Architekt seinen 95. Geburtstag
Quick Facts #3
Er plante das „4 World Trade Center“ in New York
Ein neues Museum an der Wiesbadener „Rue“ entsteht
Die umliegenden Gebäude, Baustile, aber auch die Menschen, das Treiben und den Alltag an der Wiesbadener „Rue“ (Wilhelmstraße) – gleich an mehreren Tagen hat Architekt Fumihiko Maki das Umfeld genau in den Blick genommen. Seine Beobachtungen und Eindrücke hat er in zahlreichen Details mit in das Gebäude einfließen lassen.
Das Museum Reinhard Ernst als „Zuckerwürfel“ für die Landeshauptstadt Wiesbaden
Das Museum ist direkt an der Wiesbadener Wilhelmstraße gelegen an einer Stelle, an der früher nur Autos parkten. Hier eröffnet 2024 ein Museum für abstrakte Kunst und die private Sammlung des namensgebenden Bauherrn Reinhard Ernst. Der Bau und Betrieb des Museums werden von der von Reinhard Ernst und seiner Frau gegründeten „Reinhard-und-Sonja-Ernst-Stiftung“ finanziert.
Für die Umsetzung der Planung zeichnet sich das Frankfurter Büro schneider + schumacher verantwortlich.

Quick Facts #4: Weißer Granit für den Neubau
Eine Würfelform, strahlend weißer Granit, der in der Sonne schimmert und glitzert – der Neubau des Museum Reinhard Ernst wurde daher gelegentlich schon als „Zuckerwürfel“ bezeichnet.
Fumihiko Maki überließ dem Bauherrn die Entscheidung: Kalkstein oder Granit?
Obwohl letzteres eine wesentlich teurere Variante darstellt, fiel die Wahl auf einen der hellsten Steine der Welt. Zum Einsatz kommt nun „Bethel White“, ein weißer Granitstein, abgebaut in den USA im Bundesstaat Vermont.
Der Granit eignet sich sehr gut für den Einsatz einer Museumsfassade – wenig Pflege, guter Schutz gegen Regen und Unwetter und gute Dämm-Eigenschaften, was für Kunstwerke natürlich wichtig ist.
Quick Facts #5: Das Umfeld aufgreifen und Teil von Wiesbaden werden
Bei der Wahl einiger Materialien wurde auch auf Details geachtet und das Umfeld aufgegriffen – so zieht sich der Stein des Bürgersteigs der Wilhelmstraße beispielsweise durch bis auf die Terrasse des Museums.
Das Haus will sich nicht abgrenzen oder jemanden ausschließen, sondern Willkommen heißen. Das wird beispielsweise auch durch die Drehtür im Eingangsbereich unterstrichen, die weniger Hemmschwelle darstellt, als eine verschlossene Tür, die man erst einmal selber öffnen muss.
Quick Facts #6: Das Drinnen und Draußen werden eins
Gleich an mehreren Stellen gibt es Kanten und Wände, die mit der Umgebung und dem Bestand eine Linie bilden, etwa mit den historischen Gebäuden auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Außerdem ermöglicht die große Glasfassade im Erdgeschoss den Blick auf das benachbarte Museum, das RMCC auf der gegenüberliegenden Straßenseite und die belebte Kreuzung der Wilhelmstraße – trotzdem genießt man die Ruhe des Museumsumfeldes.
Mehr Details zum Museum Reinhard Ernst – mre – und detailliertere Einblicke werden wir demnächst hier veröffentlichen
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